Verknüpft Häupl sein Schicksal mit Faymann?

Michael Häupl sucht Ausweg aus dem SPÖ-Desaster – auch, um sich Luft in Wiens zerstrittener Partei zu verschaffen.
Josef Votzi

Josef Votzi

Verknüpft Häupl sein Schicksal mit Faymann?

von Josef Votzi

über den Krisensitzungs-Marathon in der SPÖ

Tag 8 nach der schwersten Wahlniederlage aller Zeiten: Mehr offene Fragen, keine neuen Antworten. Die Wiener SPÖ sucht in einem Sitzungsmarathon einen Ausweg aus der Krise. Ergebnis: Michael Häupl macht sich mit allen SP-Landeschefs auf – um einen Ausweg aus der Parteikrise zu suchen. Die Zeit der starken Männer ist auch in der SPÖ vorbei: Werner Faymann, der erste Parteichef, der am höchsten Feiertag der SPÖ minutenlang ausgepfiffen und demonstrativ hofiert wird. Die SPÖ am unbequemsten Platz in der politischen Arena– zwischen allen Stühlen. Auf der einen Seite machen sich die breit, die auf den Anti-FPÖ-Kurs bei Inhalten und Koalitionen setzen. Auf der anderen gewinnen die an Terrain, die nach mehr Blau ins Rot auch für ein Machtbündnis Blau-Rot aufmachen. Der Riss zwischen diesen Lagern geht quer durch die Partei; allen voran durch Wiener SPÖ.

Michael Häupl hat als einziger noch so viel Autorität, dass ihm – wie zuletzt am 1. Mai – noch beide Lager erwartungsvoll zuhören. Er hat jetzt sechs Tage Zeit, um einen geordneten Prozess für einen Neustart aufzusetzen. Der einst allein starke rote Mann will sich so auch Luft in der zerstrittenen Wiener SPÖ verschaffen. Denn er teilt das Risiko des Herkulesjobs, beiden feindlichen Lagern einen Waffenstillstand abzuringen, nun mit den letzten verbliebenen SPÖ-Landesfürsten Hans Niessl und Peter Kaiser.

Sie haben die Schlüsselfrage zu entscheiden: Braucht es für den Neustart der zerstrittenen Roten nach neuen Positionen auch neue Personen? Die Erfahrung der Präsidentschaftswahl lehrt: Ohne glaubwürdige Personen sind auch Staatsparteien bald nichts. Gestern deutete alles darauf hin, dass Michael Häupl das anders sieht: Verknüpft er sein eigenes politisches Schicksal mit Werner Faymann?

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