Strache dankt nicht nur für die Hofburg ab

Mit Hofer nimmt sich die FPÖ aus der Stichwahl. Strache hat an seiner doppelten Niederlage noch lange zu kauen.
Josef Votzi

Josef Votzi

Abfuhr für Stenzel, Hofer ohne Wahlchance: Strache hat an seiner doppelten Niederlage noch lange zu kauen.

von Josef Votzi

über die FPÖ und die Hofburg-Wahl

Straches Hofburg-Kandidatin Barbara Rosenkranz ging 2010 mit bescheidenen 15 Prozent vom Platz. Mehr brachte auch in Haiders besten Zeiten kein FPÖ-Anwärter auf das höchste Amt im Staat nach Hause. Bei Präsidentenwahlen spielten Protestwähler nie eine Schlüsselrolle. Bei der Kür des Ersatz-Kaisers stand immer mehr die Person als die Partei im Vordergrund.

Strategisch machte es daher aus FPÖ-Sicht Sinn, diesmal nicht auf blauen Stallgeruch zu setzen. Die späte Liebe der tiefbürgerlichen Ursula Stenzel zu Blau hat einen strengen Hautgout. Unbestritten ist aber, dass Strache damit vor der Wien-Wahl ein strategisch wichtiges Signal setzte: Blau wird auch in bürgerlichen Hochburgen salonfähig. Damit wollte er auch am 24. April punkten – zumal mit Andreas Khol und Irmgard Griss bereits ein Bürgerlich-konservativer und eine Bürgerlich-liberale um seine Wähler buhlen. Ursula Stenzel hat zwar schon bessere Zeiten erlebt, in puncto Wahlkampf- und TV-Erfahrung steckt sie aber viele nach wie vor in ihre Handtasche.

Der 44-jährige Norbert Hofer ist bisher nur dadurch aufgefallen, dass er linientreu in der Sache, aber moderat im Ton ist. Zuletzt zog er bei der ersten rot-blauen Koalition im Burgenland erfolgreich die Fäden. In die Hofburg wollte er partout nicht. Noch am Dienstag schloss er in einem Interview mit zwei meiner Kolleginnen eine Kandidatur wohlbegründet aus.

Nach Shitstorm für Stenzel fiel Strache um

Der brave Parteisoldat muss nun doch ausrücken. Denn Straches Wunsch-Kandidatin Ursula Stenzel wurde von der FPÖ-Basis per Shitstorm auf Straches Facebook-Seite weggemobbt. Da hilft es auch nichts, dass dieser nun die Flucht nach vorne antritt: Die bösen Medien sind schuld, die FPÖ einmal mehr ihr armes Opfer. Die Wahrheit bleibt: Strache legte sich auf Stenzel fest, seine Fans murrten und der FPÖ-Chef fiel krachend um.

Zurück bleibt ein nachhaltiger Denkzettel für das blaue Lager: Heinz-Christian Strache wäre gern ein Volkstribun. Er weiß aber offenbar nicht mehr, was sein Wählervolk will – und damit er selber noch wollen darf.

Die Startaufstellung für die Hofburg-Wahl 2016 steht damit aber fest: Mit Hofer kämpfen gleich drei Kandidaten um die Stimmen des bürgerlich-konservativen Lagers; vom Spielfeldrand mischt auch noch der grüne Kandidat Alexander Van der Bellen mit.

Im Wettstreit mit Andreas Khol und Irmgard Griss hat Norbert Hofer die geringsten Chancen, in die Stichwahl zu kommen. An der doppelten Niederlage wird Heinz-Christian Strache noch länger zu kauen haben: Erst schießt ihm die Basis seine Kandidatin bei der Vorwahl ab; der Ersatzmann kommt nicht einmal über die die Vorrunde hinaus.

Gestern ging es nur um die Wahl des richtigen blauen Kandidaten für eine symbolisch wichtige Wahl für ein ungewichtiges Amt. Mitten im innerparteilichen Chaos hat Strache sein persönliches Wahlziel erneuert: Der Volkstribun, der beim ersten Facebook-Gegenwind umfiel, will als Kanzler bald im ganzen Land den Ton angeben.

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