Selbstbehalte bleiben Ideologie-Kampfplatz

Wie wäre es, das Thema zur Abwechslung sachlich statt wie immer mit Killerargumenten zu diskutieren?
Martina Salomon

Martina Salomon

Was genau wäre daran unsozial?

von Dr. Martina Salomon

über neue Selbstbehalte

Die ÖVP will Millionäre schützen, kranke und einkommensschwache Menschen belasten", empört sich der SPÖ-Gesundheitssprecher über die ÖVP-Idee neuer Selbstbehalte. Der SPÖ-Wirtschaftssprecher assistiert und spricht von einer "Steuer auf Kranksein". Wenn das aber eine gar so unmögliche Sache ist, warum akzeptiert die SPÖ dann Selbstbehalte bei Beamten, Gewerbetreibenden und Bauern? Weil es dort von Millionären nur so wimmelt?

Wer so aggressiv gegen Selbstbehalte ist, muss sie ganz und für alle abschaffen. Die Rezeptgebühr zum Beispiel beträgt pro Packung bereits happige 5,55 Euro, oft mehr, als das Medikament selbst kosten würde. Und auch in Wiens Spitälern gibt es einen Selbstbehalt von 11,56 Euro am Tag. Spezielle Medikamente und Heilbehelfe muss man überhaupt selbst zahlen – ganz zu schweigen vom Zahnersatz. Letzterer kann durchaus den Wert eines kleinen Gebrauchsautos betragen. Für manche Gesundheitsprobleme wiederum gibt es so wenige Einrichtungen, dass die Patienten zum Wahlarzt gehen müssen, wenn sie schneller und besser behandelt werden wollen. Die Kassen ersetzen nur einen kleinen Teil dieser Kosten.

Das heimische Gesundheitssystem funktioniert im Falle eines Notfalls meist hervorragend – ansonsten aber nicht immer ganz so hürdenlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Es ist daher nicht absurd, darüber nachzudenken, kleine Risiken mit einem Selbstbehalt zu belegen (wirklich sozial Schwache sind davon ja ohnehin ausgenommen) und dafür große, teure Risiken hundertprozentig abzudecken. Wer außerdem nachweislich Gesundheitsvorsorge betreibt, könnte reduzierte Selbstbehalte zahlen. Was genau wäre daran unsozial?

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