Schluss mit den Wild-West-Methoden

Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Das aktuelle Urteil hat aber besondere Bedeutung.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die abgewiesene Fellner-Klage

Herr Fellner hat also wieder einmal geklagt, und wieder einmal verloren. Das aktuelle Urteil hat aber besondere Bedeutung. Denn hier wird endlich einmal - in 2. Instanz - festgehalten, was ohnehin jeder weiß, was sich bisher aber niemand laut sagen traute: In Fellners Gratiszeitung Österreich erscheinen Interviews, die niemals gegeben wurden. Er fälscht also Interviews oder lässt sie fälschen.

Ja natürlich, überall trifft man Politiker und Manager, die einem davon erzählen. Die sich aber nicht trauen, das offen auszusprechen. Denn Fellners Kampagnen gegen missliebige Personen sind bekannt. Das fürchten die hohen Damen und Herren.

Umso wichtiger, dass ausgerechnet unsere Fußballer den Mut hatten, darauf aufmerksam zu machen. Denn auch von ihnen wurden Interviews ohne jeden Wahrheitsgehalt veröffentlicht.

Wie wäre es, wenn jetzt auch gut bezahlte Manager und mächtige Politiker endlich den Mumm hätten, öffentlich das zu sagen, was sie hinter vorgehaltener Hand beklagen: Dass Dinge berichtet werden, die nicht stimmen und – das nächste Tabu – wie Gratiszeitungen zu Inseraten kommen.

Zwei Formulierungen sind jedenfalls in Wien stadtbekannt: "Heans, Herr Generaldirektor, i kann meine Leute nimma zruckhalten. Wenn wir ka Inserat kriegen, dann muss ich a schiache Gschicht über sie schreiben." Manchmal geht’s noch platter: "I kriag von Ihnen no 100.000 Euro, weil sie bei der anderen Gratiszeitung mehr gebucht haben."

Dann fließen Steuergelder in Millionenhöhe und Werbegelder von Unternehmen, die nur bezahlt werden, um sich das nächste unangenehme Gespräch oder eine üble Kampagne zu ersparen. Jeder weiß, dass es so ist. Und keiner traut sich, etwas zu sagen.

Aber jetzt gibt es dieses Urteil und den Beweis, dass Interviews gefälscht wurden. Und es gibt unsere Fußballer mit Marcel Koller an der Spitze, die gezeigt haben: Man kann sich wehren. Da werden doch unsere Spitzenmanager und Staatenlenker nicht ängstlicher sein, oder?

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