Putins Ärger mit dem ungebetenen Gast

Der Geheimdienst-Enthüller Edward Snowden bringt Russlands Präsidenten zunehmend in Not.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Jetzt ist Snowden ein ungebetener Gast, der Russlands Präsidenten in Not bringt.

von Andreas Schwarz

über Ed Snowden

In der Geschichte der Spionage war der Informant, der militärische, wirtschaftliche oder politische Geheimnisse überbrachte, zumeist hofierter Held. Nur derjenige, der Interna aus einem Geheimdienst der Gegenseite preisgab, wurde von dieser zwar dankbar „abgemolken“, galt aber als eine Art Paria – Verräter im Nachrichtendienst hat man nicht so gerne. Weil was, wenn’s den eigenen beträfe?

So dürfte es Russland mit Ed Snowden gehen.

Dass der ehemalige NSA- und CIA-Mann in Hongkong Überwachungspraktiken ausplauderte und sich dann auf seiner Flucht im Transit des Moskauer Flughafens einnistete, mag bei den Russen kurz zu Schadenfreude über die weltweite negative PR der USA geführt haben. Und mutmaßlich haben sich die unfreiwilligen Gastgeber von Snowden aus erster Hand informieren lassen, wie dessen Ex-Arbeitgeber agieren. Aber jetzt?

Jetzt ist Snowden ein ungebetener Gast, der Russlands Präsidenten in Not bringt. Denn die USA sind hinter dem Aufdecker her wie der Hund hinter dem Knochen. Lässt Wladimir Putin ihn irgendwohin laufen, wo ihm Asyl winkt, betrachtet Washington das als Affront (Snowdens Pass ist offiziell nicht mehr gültig). Bleibt der Informant mit einem oder über einen vorübergehenden Asylstatus hinaus in Russland, wackelt nicht nur der russisch-amerikanische Gipfel im September.

Putin hat Snowden deutlich klargemacht, dass er es nicht schätzt, wenn der Amerikaner den Interessen der USA schade; und dass die Beziehungen zu Washington wichtiger seien als das Tauziehen um den Informanten.

Das sagt viel zu Putins Ärger über die Affäre. Und darüber, dass er keine wirkliche Lösung hat.

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