Putin braucht uns, auch bei der Fußball-WM

Die Sanktionen tun den Russen natürlich weh. Jetzt versucht Putin, diese zu seinen Gunsten umzudrehen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die Sanktionen tun den Russen natürlich weh. Jetzt versucht Putin, diese zu seinen Gunsten umzudrehen

von Dr. Helmut Brandstätter

über Putin

Der deutsche Regisseur Peter Stein erzählt im Magazin Spiegel über seine langen Erfahrungen mit Russland: "Die Menschen sind versessen auf westliche Waren, westliche Filme, westliche Kultur, auf manchmal bescheuerte Art. Trotzdem steht eine große Mehrheit der Bevölkerung hinter Putin." Tatsächlich hat es der russische Staatschef geschafft, die Gier nach westlichem Luxus mit nationalistischer, anti-westlicher Propaganda zu verbinden. Doch die ökonomische Basis drohte er zu verlieren. Die wenig innovative Gas-Öl-Monokultur leidet unter den niedrigen Rohstoffpreisen, reiche Russen tragen ihr Geld ins Ausland und die Sanktionen nach der Krim-Annexion tun ein Übriges.

Also versucht es Putin mit Rezepten der gelenkten Staatswirtschaft: Wer bei der Fußball-WM im Jahr 2018 in 12 russischen Stadien dabei sein will, muss in Russland produzieren. Das wird im Einzelfall schwierig, etwa beim gepflegten Rasen, aber zwingt Unternehmen, in Russland Zweigstellen zu errichten (Siehe Seite 9 ).

Wie sehr die österreichische Wirtschaft von Osteuropa, eben auch Russland abhängig ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Wiener Aktienindex ATX. Im Zuge der "Ostfantasie" stieg er in nur 3 Jahren bis 2007 auf rund 5000 Punkte, jetzt liegen wir nach einem gewaltigen Absturz gerade einmal bei der Hälfte. Aber in diesem Jahr stieg er um 21 Prozent, fast so stark wie der deutsche Aktienindex DAX. Die Hoffnung lebt also, dass die Ukraine-Krise ausgestanden ist und unsere Unternehmen davon profitieren.

Handel und Sport verbinden die Menschen, und dann erst ein globales Fußballfest. Putin wird das auch für seine politischen Ziele benutzen und wir spielen mit, weil es wohl auch keine Alternative gibt.

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