Millionengehälter nur bei Spitzenleistungen

Der teure Abgang von Siemens-Chef Peter Löscher legt Schwächen der deutschen Wirtschaft offen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die Siemens-Krise macht eine massive Schwäche der deutschen Wirtschaft offenkundig.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Löschers Abgang bei Siemens

370.000 Arbeitnehmer, dazu Anleger und Geschäftspartner weltweit blicken fassungslos nach München. Siemens, einer der wichtigsten Konzerne der deutschen Wirtschaft, macht Schlagzeilen mit ungeschickter, öffentlich ausgetragener Personalpolitik. Kanzlerin Angela Merkel hofft, dass „ Siemens wieder in ruhiges Fahrwasser kommt“, ein Fondsmanager meint:„Gute Governance sieht anders aus.“

Die Siemens-Krise macht eine massive Schwäche der deutschen Wirtschaft offenkundig: Ein Netzwerk aus wenigen Managern dominiert die Aufsichtsräte der großen Aktiengesellschaften, sie schieben Jobs herum und verteilen untereinander großzügig Millionen. Die eigentlichen Eigentümer der Unternehmen, die vielen Aktionäre, können auf Hauptversammlungen protestieren oder resignierend auf bessere Zeiten hoffen.

Siemens-Oberaufseher Gerhard Cromme ist ein typischer Vertreter dieses Old-Boy-Clubs. Seine Kontakte sind besser als seine Managementfähigkeiten. Er hat erst vor zwei Jahren den Vertrag von Siemens-Chef Peter Löscher verlängert, jetzt lässt er ihm rund neun Millionen Euro arbeitsloses Einkommen überweisen.

Hohe Managergehälter sind gerechtfertigt, wenn außergewöhnliche Leistungen erbracht werden. Aber das ist oft erst Jahre danach deutlich, also sollten Boni auch erst viel später bezahlt werden.

Spitzenmanager sehen sich gerne als Unternehmer. Diese aber agieren mit eigenem Geld und fühlen sich zumindest für die nächste Generation verantwortlich. Genau dieses nachhaltige Handeln müssen Manager, die nur an die vierteljährlichen Börse-Reports denken, wieder lernen. Auch bei Gehältern und Bonuszahlungen.

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