Lernen von Israel: Hightech & Orangen

Wie Österreich seine Beziehung vertiefen und das Wirtschaftsmodell des jüdischen Staates kopieren kann.
Margaretha Kopeinig

Margaretha Kopeinig

Keine Frage, Österreich könnte mehr für Israel tun

von Dr. Margaretha Kopeinig

über den Besuch von Shimon Peres

Beziehungskrise? Ja. Österreich hat durch den überhasteten Abzug der Blauhelme vom Golan Israel desavouiert, das Abstimmungsverhalten in der UNO zulasten des jüdischen Staates ist präsent. Der Besuch von Staatspräsident Shimon Peres und in Kürze die Reise von Außenminister Sebastian Kurz nach Israel sind eine Chance, das getrübte Verhältnis zu klären. Dass sich Peres für seine Abschiedstour Österreich stellvertretend für die ganze EU ausgesucht hat, ist ein wahrer Vertrauensvorschuss.

Keine Frage, Österreich könnte mehr für Israel tun: Konstruktive Debatten und Kritik anstatt Boykottdrohungen wegen des Siedlungsbaus zum Beispiel oder öffentlich Antisemitismus anprangern. Wo sind die Proteste der Zivilbevölkerung gegen den jüngsten Vergleich der EU mit dem "Dritten Reich" von FPÖ-Politiker Andreas Mölzer.

Klug wäre es auch, von Israel zu lernen. Seit vielen Jahren setzt das Land am Mittelmeer auf den richtigen Mix von Hightech, Forschung, Investitionen in Bildung und Bio-Landwirtschaft. Der Erfolg dieser Politik lässt sich sehen. Wachstumsraten selbst in den Jahren der Krise: 4,6 Prozent Wachstum 2011 und 3,6 Prozent im vergangenen Jahr. Hinter den Zahlen steckt die tiefe Überzeugung der Israelis, dass trotz Mangels an Sicherheit und Rohstoffen der Reichtum in den Köpfen steckt.

"Schauen wir in die Zukunft", sagt Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, hoffnungsvoll. Ja. In die Zukunft schauen heißt in Österreich aber auch, die langen Schatten der Vergangenheit zu sehen, sich an die Rolle Österreichs im Nazi-Regime und an den Völkermord an europäischen Juden zu erinnern. Mit dieser Geschichte bleibt die Beziehung zwischen Österreich und Israel immer "etwas Besonderes".

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