Unabänderlich und daher vergessen

Ein Jahr nach der Annexion: Von der Krim ist im Zusammenhang mit der Ukraine nie mehr die Rede.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der Westen hat den Raub der Krim als unabänderlich geschluckt.

von Andreas Schwarz

über die vergessene Krim

Es wäre natürlich eine zynische Wette, aber eine mit ziemlich klarem Ausgang: Bei der Frage, was früher fertig sein wird – die geplante Brücke von Russland auf die Krim oder der russische Landkorridor dorthin –, würde kaum wer auf Wladimir Putins Prestigeprojekt Brücke setzen. Die technische Machbarkeit des geologisch heiklen Baus steht in keiner Relation zur militärischen Machbarkeit, über das Staatsgebiet der Ukraine bis zur Krim vorzustoßen.

Nein, dass der russische Präsident einen Landweg freikämpfen will bzw. von prorussischen Separatisten freikämpfen lässt, ist natürlich eine Unterstellung. Wenn auch eine sehr plausible – was nutzt erobertes Land, wenn man keine Verbindung dorthin hat?

Dass die Krim vor einem Jahr "erobert" wurde, ist keine Unterstellung. Zur Erinnerung: Nach dem Sieg des Euromaidan über Kiews alte Führung besetzten bewaffnete (pro-)russische Kräfte das Regionalparlament; es beschloss ein Abspaltungsreferendum; die Krim-Bevölkerung stimmte zu angeblich 97 Prozent für Russland; und Putin ließ den Anschluss vollziehen.

Spannend: Von der Krim ist heute nie mehr die Rede, wenn es um die Krise in der Ukraine geht – der Westen hat den Raub der Krim als unabänderlich geschluckt. Man ist schon froh, wenn Putins Schergen nicht weiter vorrücken in der Ostukraine. Hält das Waffenstillstandsabkommen dort, könnten sogar die Sanktionen gegen Moskau wieder zurückgefahren werden.

Und Putin? Lacht sich eins. Die Ukraine hat er. Den Rückhalt seiner Bevölkerung hat er trotz oder wegen des Drucks von außen auch (nur noch jeder Vierte in Russland kann sich einen anderen als ihn als Präsidenten vorstellen). Und der Rest, etwa der Zugang zur Krim, wird sich schon weisen. Wetten?

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