Nachbar bleibt in Not

Auffanglager in Afrika sind derzeit unrealistisch. Fix ist, dass immer mehr der Kriegshölle in Syrien entfliehen.
Josef Votzi

Josef Votzi

Nachbar bleibt in Not

von Josef Votzi

über die Flüchtlingsquote

Wenn „Nachbar in Not“ ist, öffnen wir Österreicher freigiebig unser Herz und unsere Brieftaschen. Zuletzt bei der Flutkatastrophe am Balkan vor einem Jahr eindrücklich bewiesen, aktuell von Nepal neu gefordert. Auch die dramatischen Bilder von den Bootsflüchtlingen lassen nicht kalt. Die überwiegende Mehrheit will, dass die EU mehr als zuletzt tut, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten. Die Bilder von Flüchtlingslagern dominiert von Schwarzafrikanern in Italien machen gleichzeitig vor allem Angst. Will bald ganz Afrika zu uns?

Einfach klingende Rezepte stoßen in Wähler-Umfragen und so auch in der Spitzenpolitik auf breite Zustimmung: EU und/oder UNO errichten in Nordafrika Auffanglager, um die Flüchtlingswelle schon vor der Überfahrt in lebensgefährlichen Schlepper-Booten zu brechen. Die UNO entscheidet dann auch vor Ort, wer Anspruch auf Asyl hat und wer keine Chance hat, gen Europa weiterzureisen. Auch der Kanzler konnte sich gestern im KURIER für diesen Plan erwärmen, für den die Innenministerin seit mehr als einem Jahr in der EU um Zustimmung wirbt. Werner Faymann hält die Umsetzung wegen der chaotischen Verhältnisse etwa in Libyen aber für „unrealistisch“.

Total realistisch bleibt, dass die Zahl der Flüchtlinge weiter zunehmen wird, unter ihnen auch immer mehr, die der Hölle des Bürgerkriegs in Syrien entronnen sind. Denn die Bilder aus Sizilien, die mehr Angst als Mitleid erregen, täuschen. Die Kriegsflüchtlinge aus Syrien kommen nicht primär via Libyen, sondern auf vielen Umwegen. Eines haben sie gemeinsam: Es sind Verzweifelte, die nur weg wollen. Das Wohin muss sich die EU dringend neu ausmachen. Wenn die Erste-Hilfe-Leistung nicht nur auf 10 EU-Länder (ganz vorne mit dabei Österreich), sondern gerechter verteilt wird, wird auch die Bereitschaft, dringend noch mehr zu tun, steigen. Dafür braucht es jetzt die Propaganda der Tat in Wien und Brüssel.

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