Mehr Offenheit ist ein Patientenrecht

Welches Spital macht was am besten? Das erfährt man in Österreich nur auf informellem Weg.
Martina Salomon

Martina Salomon

Welches Spital macht was am besten? Das erfährt man in Österreich nur auf informellem Weg.

von Dr. Martina Salomon

über fehlende Transparenz

Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade auf einer US-Reise und haben urplötzlich Herzprobleme. Sie könnten sich jetzt hinter Ihren Computer klemmen und nach einer Klinik in Ihrer Umgebung suchen, die die meiste Erfahrung und die wenigsten Komplikationen in Sachen Herzoperationen hat. Das lässt sich ausfindig machen (sie müssen natürlich auf eine saftige Rechnung gefasst sein).

In Österreich ist ein Patient in dieser Situation auf dubiose Zeitschriften-Rankings oder anekdotische Erfahrungen von Bekannten angewiesen. Meist vertraut er seinem Hausarzt/seiner Hausärztin blind oder begibt sich einfach ins nächstbeste Spital, ohne zu wissen, ob man dort überhaupt die nötige Routine für den Eingriff hat. Im Falle einer Fehlbehandlung ist die Aussicht auf Einsicht und Entschädigung übrigens – trotz aller Patientenanwälte – nicht besonders gut.

Transparenz ist keine Stärke Österreichs, auch nicht in anderen Bereichen, Stichwort: Schule. Natürlich ist das US-System in beiden Fällen deutlich weniger sozial als unseres und in Rankings lauert auch die Gefahr der Simplifizierung. Trotzdem würde ein wenig amerikanische Offenheit auch hierzulande nicht schaden. Seit Jahren wird das versprochen, geschehen ist fast nichts. Vor standardisierten Überprüfungen drückt man sich in Österreich gern. Wir fühlen uns im Mittelfeld pudelwohl.

Selbst bei Krankenhausinfektionen, die zum Teil durchaus vermeidbar wären, ist man in Österreich auf Schätzungen angewiesen. Das geht auf Kosten der Patienten – wenn sie zum Beispiel nach einer Knie-OP mit hartnäckigen Keimen im Gelenk kämpfen. Weltklassemedizin braucht klare Nachvollziehbarkeit und damit auch den Anreiz, es besser zu machen.

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