Lehrplätze kann man steuern. Mit Steuern.

In der Wirtschaft funktionieren Anreizsysteme bestens. Das soll bei der Steuerreform berücksichtigt werden.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Lehrplätze kann man steuern. Mit Steuern.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Lehrplätze

Die Zahlen, die der KURIER veröffentlicht hat, sind dramatisch: Die Zahl der Lehrbetriebe geht ständig zurück, in wenigen Jahren werden nur noch 13 Prozent aller Unternehmen Lehrstellen anbieten. Vor allem in Wien werden Lehrstellen fehlen.

Da das mit Abstand größte Problem Europas die hohe Arbeitslosigkeit der Jugendlichen ist, preist Bundeskanzler Faymann auf jedem EU-Gipfel unser System der dualen Lehre als vorbildlich an. Mit gutem Grund: Aber genau dieses System ist schon bald gefährdet, wenn die Betriebe als ein Standbein der Ausbildung fehlen.

Viele Betriebe beklagen bei jugendlichen Bewerbern die schlechten Grundkenntnisse in den wichtigsten Kulturtechniken, gutes Benehmen inklusive. Der Lehrlingsexperte Egon Blum schlägt nun im KURIER vor, dass die jungen Leute die ersten sechs Monate in einem staatlichen Kompetenzzentrum verbringen sollen, um aufzuholen, was sie in der Schule nicht gelernt haben. So soll eine staatliche Stelle leisten, was eine andere versäumt hat – besser spät, als gar nicht. Aber es spricht viel dafür, die Schulpflicht eben so lange zu verlängern, bis das Wesentliche erlernt ist.

Am bewährten dualen System darf sich nichts ändern. Die Verbindung von Theorie in der Schule und Praxis im Betrieb ist, wie internationale Vergleiche zeigen, unschlagbar. Dazu kommt, dass die staatliche Ersatzlehre drei Mal so teuer ist wie die betriebliche.

Also müssen Betriebe motiviert werden. Es stimmt schon, dass unser Steuersystem eher zu viele Sonderbestimmungen kennt. Aber wer Lehrlinge ausbildet, hat den Dank der Allgemeinheit verdient, auch durch geringere Steuern.

Kommentare