Europa kann nicht allen helfen

Die Wanderungsströme sind das Thema des 21. Jahrhunderts. Wer legt den Schleppern das Handwerk?
Martina Salomon

Martina Salomon

Aber hält es Europa wirklich politisch und sozial aus, weitere Millionen Afrikaner aufzunehmen?

von Dr. Martina Salomon

über die Flüchtlings-Problematik

Helft ihnen! Natürlich ist das der erste Impuls angesichts der Schicksale der übers Meer Flüchtenden. Aber hält es Europa wirklich politisch und sozial aus, Millionen (in der Mehrzahl muslimische) Afrikaner aufzunehmen, deren Herkunftsländer in Stammeskriegen, Zerstörung und Korruption gefangen sind? Daran war übrigens auch Europa federführend beteiligt, das den Sturz von Diktatoren gewaltsam unterstützt und bejubelt hat, ohne sich über stabile staatliche Strukturen danach den Kopf zu zerbrechen. Der Arabische Frühling hat die Lage von Millionen Menschen verschlechtert und via Libyen ein riesiges Einfallstor nach Europa geöffnet.

Davon profitieren zynische Schlepperorganisationen und "Warlords". Das Kentern von Flüchtlingsbooten ist deren zynisches Kalkül. Leider werden die nun entsendeten Rettungsschiffe dem Millionengeschäft dieser Verbrecherbanden nutzen. In Wahrheit sind die riesigen Wanderungsbewegungen das große politische Thema des Jahrhunderts. Denn sie könnten die Sozialsysteme der Ankunftsländer überfordern, genauso wie deren politische Strukturen. Rechtspopulisten sind im Vormarsch.

Auf das Flüchtlingsthema müssen EU-weit Antworten gefunden werden, auch was den Verteilungsschlüssel betrifft. Der Vorschlag von Innenministerin Mikl-Leitner ist umstritten, wäre aber ein Fortschritt: Am afrikanischen Kontinent müssten sichere UNHCR-Anlaufstellen geschaffen werden, die den Schutzbedarf der Asylwerber vorab prüfen. Die Flucht nach Europa darf nur noch über diesen Weg erfolgen. Australien nimmt übrigens keine Flüchtlinge mehr aus Schlepperbooten auf. Das hat das Massensterben im Meer dort ab 2014 beendet.

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