Blinkende Warnzeichen

Österreich leidet unter schwächelndem Wachstum, Problemen einiger großer Firmen und Russland-Krise.
Martina Salomon

Martina Salomon

Ist die ausufernde Unzufriedenheit der Österreicher eigentlich gerechtfertigt?

von Dr. Martina Salomon

über unerledigte Hausaufgaben

Ist die ausufernde Unzufriedenheit der Österreicher eigentlich gerechtfertigt? Es geht uns doch (noch) gut. Aber was passiert eigentlich, wenn es tatsächlich mit der Wirtschaft und dem Lebensstandard bergab gehen sollte? Betrachtet man die Halbjahresbilanzen der heimischen Unternehmen, so ist das nicht ganz ausgeschlossen. Das WIFO attestierte Österreich am Donnerstag "enttäuschendes Wachstum" für das erste Halbjahr. Kein Wunder. Die OMV meldet Gewinneinbruch wegen Produktionsausfällen in Libyen. Die Telekom rutscht durch Bulgarien in die roten Zahlen. Die Erste Bank schrieb heuer einen Rekordverlust. Auch Verbund und EVN ging es schon mal deutlich besser. Und wenn die Russlandkrise samt Sanktionen und Vergeltungsmaßnahmen nicht bald beigelegt wird, dann müssen die Wirtschaftsprognosen für Europa neu geschrieben werden, wie Lenzing-Chef Peter Untersperger im KURIER-Interview zu Recht warnt.

Russland ist wichtigster Gaslieferant Österreichs. Noch ist das Putin-"Reich" Cashcow, etwa für Raiffeisen Bank International und Bank Austria, die zu den zehn größten Banken Russlands zählen. Viele weitere Firmen sind hier engagiert: etwa OMV, RHI, voestalpine oder Strabag. Die Agrarindustrie hat es bereits "erwischt", weil Russland die Lebensmittelimporte aus der EU stoppt. Und die Russen fallen als kaufkräftige Klientel in Österreich aus. Ein wirklicher Handelskrieg würde ganz Europa in die Rezession stürzen und Österreich ganz besonders. Das kann sich niemand wünschen.

Alberne Debatten verdecken wahre Probleme

Noch dazu würde unser Land davon "kalt" erwischt, weil viele Hausaufgaben unerledigt geblieben sind. So steigt zum Beispiel die Arbeitslosenzahl. Weil in Österreich aber gleichzeitig mehr Menschen als je zuvor arbeiten – viele davon aus dem (EU-)Ausland –, wird viel Geld in die Kassen von Staat und Sozialversicherungen gespült. Das verschleierte bisher die Reformnotwendigkeit.

Große Unternehmen schaffen es auch noch, die schweren Mängel des Schulsystems auszugleichen. Doch es beginnt sich bereits eine Schieflage abzuzeichnen. Immer mehr Österreicher, vor allem in Wien, sind kaum vermittelbar und von Mindestsicherung abhängig. Und während absurde Debatten über eine angebliche Privatisierung des Wassers, über Genmais und amerikanische Chlorhühner inszeniert werden, toleriert man schweigend die massiven Privatisierungstendenzen im Gesundheitssystem (und auch in der Bildung).

Im Falle einer echten Krise könnte man sich in unserem herzigen Landerl einige Luxusdiskussionen ohnehin nicht mehr leisten. Ausgerechnet heuer haben wir obendrein einen Schlechtwetter-Sommer. Das kann so manchem schon wackeligen Tourismus-Betrieb den Todesstoß versetzen. Österreich, ja die ganze EU, bräuchte eine vorausschauende, kluge Politik. Denn hoffentlich werden wir nicht in einiger Zeit auf das Jahr 2014 zurückschauen und die Probleme von damals zwergenhaft finden.

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