Nichtwähler verspielen die Demokratie

Immer mehr bleiben am Wahltag trotzig zu Hause: Nichtwählen ist nicht chic, sondern brandgefährlich.
Josef Votzi

Josef Votzi

Nichtwähler verspielen die Demokratie

von Josef Votzi

über die Wahlbeteiligung

Bei der Nationalratswahl 2006 schaffte sie Platz drei. 2008 reichten knapp eineinhalb Millionen Stimmen bereits für Platz zwei. Heuer nimmt sie Anlauf zur größten Partei im Lande zu werden. Sie wird dennoch keinen einzigen Abgeordnetensessel besetzen, geschweige denn auch nur für einen Tag auf der Regierungsbank Platz nehmen. Die Partei der Nichtwähler hat vieles, was man für Erfolg in der Politik braucht: Wachsenden Zulauf trotz immer mehr Konkurrenz, ein unerschütterliches Heer von „Stammwählern“ und beste Aussichten, nicht abgewählt zu werden.

Ihre besten Wahlhelfer sitzen bereits im Hohen Haus. Das hausübliche Hickhack verfestigt das dumpfe Gefühl der Politiker-Verdrossenen: Was die da oben bewegt, bewegt mein eigenes Leben keinen Millimeter weiter. Eine Stimme für die neue Großpartei des Landes bleibt dennoch eine sehr fragwürdige Angelegenheit: Die gesichtslose Masse der Nichtwähler hat alle fünf Jahren für ein paar Sekunden die Aufmerksamkeit eines Millionenpublikums, wenn die Innenministerin am Wahlabend die Zahl der Verweigerer zu verkünden hat.

In den Zeitungen werden den toten Stimmen dann noch ein paar besorgte Nachrufe gewidmet. Dann versinken sie wieder für fünf Jahre im Grab des Vergessens. Jeder, der bewusst der Wahl fernbleibt, muss also wissen, wo er damit landet. Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel schreibt vor der heutigen Wahl bei den Nachbarn zu Recht auf seiner Titelseite: „Nichtwähler verspielen die Demokratie.“ In Österreich war es zuletzt bald jeder Vierte, in Deutschland schon jeder Dritte, der am Wahltag trotzig zu Hause blieb.

Österreich darf nicht Deutschland werden.

Kommentare