Kein Ausweg ohne Gespräche mit Assad

Leiden und Sterben in Syrien nimmt kein Ende. Der Westen muss umdenken – und mit Assad verhandeln.
Ulrike Botzenhart

Ulrike Botzenhart

Leiden und Sterben in Syrien nimmt kein Ende. Der Westen muss umdenken.

von Ulrike Botzenhart

über den Krieg in Syrien

Seit fast fünfeinhalb Jahren tobt in Syrien Krieg, dessen Dynamik allein schon aufgrund der vielen unterschiedlichen Rebellengruppen schwer zu durchschauen ist. Nur eines ist längst offensichtlich: "Assad muss weg", dieses Mantra des Westens inklusive der Türkei, ist realpolitisch überholt.

Denn Russland hält dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad die Stange. Als Assads Regierungstruppen eine Niederlage nach der anderen einstecken mussten, schickte ihm Kremlchef Wladimir Putin im September des Vorjahres seine Luftwaffe. Dank der russischen Luftangriffe konnten Assads Truppen wieder Terrain gutmachen. Russlands Militärpräsenz sei "klein, aber sehr wirkungsvoll", formulierte es Putin vor ein paar Monaten voller Genugtuung. Der Kreml hat großes geostrategisches Interesse, Russlands Einfluss auf die politische Führung in Damaskus zu sichern. An der syrischen Mittelmeerküste unterhält Russland einen Militärstützpunkt in der Hafenstadt Tartus sowie einen Flugplatz nahe der größten Hafenstadt des Landes, Latakia. Und die sollen, so Putin, "zuverlässig geschützt werden".

Moskau wird Assad nicht fallen lassen. Auf der anderen Seite bringen die US-geführten alliierten Luftangriffe gegen den "Islamischen Staat" keine Entscheidung des Bürgerkrieges. Und auch alle diplomatischen Anläufe für einen Weg zum Frieden sind bisher gescheitert. Statt also zuzuschauen, wie weitere Zigtausende Syrer durch Bomben, Artilleriefeuer oder Aushungern getötet werden, müssen westliche Militär- und Politik-Strategen umdenken: Ja, Assad ist ein Massenmörder, aber dennoch muss mit ihm verhandelt werden. Es gibt keine andere Lösung, um das humanitäre Drama in Syrien zu beenden – auch wenn sie Europa oder den USA alles andere als schmeckt.

Kommentare