Griechen profitieren von EU-Deutschland

Es ist Unsinn, den Deutschen ihre ökonomische Macht vorzuwerfen. Ihre Einbindung in die EU hilft allen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Es ist Unsinn, den Deutschen ihre ökonomische Macht vorzuwerfen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Griechenland

Im Wahlkampf gab es für Alexis Tsipras einen Hauptschuldigen für den griechischen Sparkurs: Deutschland und seine Kanzlerin. Gegen Merkel und das angebliche Spardiktat wollte er eine Allianz der südlichen EU-Länder schmieden. Gleichzeitig machte sich der jetzige Finanzminister Varoufakis über Merkel lustig: Was auch immer sie sagt, die Deutschen werden schon zahlen. Langsam beginnt Tsipras zu verstehen, dass man mit Wahlkampfsprüchen keinen Staat machen kann. Zwar waren es sozialistische und konservative Regierungen, die seit den 1980er-Jahren Griechenland unbezahlbare Schulden aufgehalst haben. Aber würde jeder neu gewählte Premier bestehende Schulden ignorieren, gäbe es bald keine Kredite mehr.

Nun verlangt Tsipras in einem Brief an Angela Merkel ein drittes Hilfspaket für sein Land. Er soll endlich sagen, dass Griechenland ohne die Solidarität der EU-Länder noch viel schlimmer dastehen würde. Wobei fraglich ist, ob er es überlebt, diese Wahrheit seiner vielschichtigen Linkspartei klarzumachen.

Wir erleben gerade in Europa, dass 70 Jahre in der Geschichte von Völkern eine relativ kurze Zeitspanne sind. Es leben noch Griechen, die unter dem Terror der Nazis gelitten haben. Aber auch sie müssen anerkennen, dass alle deutsche Regierungen seit dem Krieg für ein europäisches Deutschland gestanden sind, nicht für ein deutsches Europa. Aber während die niedrigen Zinsen in Griechenland zu einer absurden Überschuldung geführt haben, bauten die Deutschen mit innovativen Produkten ihren Exportüberschuss aus. Und mit Schmiergeldern, die von ihnen in Athen verlangt wurden. Was Herr Tsipras hoffentlich abstellen wird.

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