Generalverdacht wird zur Blamage

Der Alltagsrassismus nimmt zu. Hetzern wird aber auch Paroli geboten – auf großartige Weise.
Karin Leitner

Karin Leitner

Nicht parteipolitisch Schwarze: garantiert Drogendealer. Frauen mit Kopftuch: auch keine Guten.

von Karin Leitner

über Zuwanderer unter Generalverdacht

Ob der Anschläge in Paris wird nicht nur über zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen debattiert, auch das Thema Integration ist wieder auf der Agenda. Weitere Folge: Zuwanderer stehen noch mehr unter Generalverdacht als vorher – zur Freude der FPÖ, die hofft, bei kommenden Wahlen davon zu profitieren.

Im Alltag ist das spürbar. Männer mit Vollbärten und nicht-österreichischer Provenienz: potenzielle Terroristen, Frauen mit Kopftuch: auch keine Guten. Nicht parteipolitisch Schwarze: garantiert Drogendealer. Jüngst gab es in einer Wiener U-Bahn ein entsprechendes "Expertengespräch". Ein Pärchen schimpfte laut und grammatikalisch beklagenswert über "das Gesindel", das "sich schleichen" soll, weil es nichts anderes im Sinn habe, als den Sozialstaat "auszusackeln" und zu "fladern". Deutsch lernten diese "arbeitsscheuen Arschlöcher" auch nicht, weil sie "zu deppert" und "zu faul" dafür seien. Am Höhepunkt der Hass-Suada fiel der Madame das Feuerzeug aus der Hand. Bevor sie reagieren konnte, reichte es ihr ein junger, dunkelhäutiger Herr mit Baseballkappe – mit den Worten: "Auch wenn man es mir nicht ansieht, ich bin nicht blöd und stehle nicht. Ich habe studiert und lehre an der Uni." Sprachlosigkeit im Zugabteil. Applaus in der nächsten Station, als die zwei Hetzer betroppezt den Wagen verlassen. Gut so. Wer Beschämendes tut, soll sich schämen.

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