Gesellschaft schafft, woran Politik scheitert

Wir haben für das Problem Jugendlicher Raucher und Trinker keine Lösung. Aber eine Verantwortung.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Die gesellschaftliche Verantwortung gilt überall

von Axel Halbhuber

über die Gesundheits-Studie

Jedes Mal ist die OECD-Studie die gleiche Watsch’n für Österreich: Unsere Jugendlichen rauchen im Vergleich am meisten und sind beim Alkoholkonsum vorne dabei. Jedes Mal eine Schelte für die Politik und jedes Mal verhallt die Aufregung. Auch wenn Gesundheitsminister Alois Stöger auf seine „nationale Suchtstrategie“ ab 2014 verweist, hat die Politik doch versagt: Denn 29 Prozent rauchende 15-Jährige und fast 40 Prozent Burschen, die in dem Alter schon zwei Mal betrunken waren, sind ein Armutszeugnis.

Aber ein Land hat bekanntlich die Politik, die es verdient. Gerade beim Umgang mit den legalen Drogen Nikotin und Alkohol ist das niederschmetternde Ergebnis ein Spiegel dafür, dass die Gesellschaft ihre eigene Verantwortung vergisst. Denn hinter der österreichischen Gemütlichkeit steckt auch, dass Wein und Bier zum Mittagstisch normal sind. Dass Zwölfjährige zum Anstoßen ein Glas Sekt bekommen. Dass eine Dreizehnjährige um ein Packerl Tschick geschickt wird. Dass Vierzehnjährige auf Festen ein paar Bier zwitschern, Mannwerdung, Batzenrausch, Batzenhetz.

Wenn Stöger als Reaktion zu den neuen, bekannten Zahlen sagt, „Bei Alkohol und Rauchen herrscht in Österreich kaum ein Gesundheitsbewusstsein“, ist das richtig, aber nicht deutlich genug. Denn für viele Österreicher gilt Trinken nicht als ungesund, sondern als Kulturgut. Und an verrauchten Lokalen sei früher auch keiner gestorben. Solchen Ansichten hätte die Politik schon vor Jahrzehnten entgegentreten müssen.

Die gesellschaftliche Verantwortung gilt überall: Für gute Bildung müssen Eltern öfter mit ihren Kindern lesen, für bessere Gesundheit öfter mit ihnen sporteln. Und für mehr Bewusstsein müssen wir uns selber beim Rauchen und Trinken mäßigen.

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