Freundlicher Papst, unveränderte Linie

Walter Friedl

Walter Friedl

Auch ein provokantes Priester-Outing wird nichts an der Familienpolitik der Kirche ändern. Schade.

von Mag. Walter Friedl

über den Vatikan

Mit seiner herzlichen, erfrischenden, lockeren, bisweilen unkonventionellen Art hat Papst Franziskus die Herzen der Katholiken gewinnen können – und nicht nur diese. Wohltuend unterscheidet er sich von seinem steifen Vorgänger, dem rigiden Dogmatiker Benedikt XVI. Das Gesicht ist freundlicher geworden, die (Sexual-)Moral aber, die blieb gleich streng.

Seit Sonntag mühen sich an die 300 geistliche Würdenträger in Rom, in Familienfragen zumindest ein bisschen zeitgemäßer zu werden – wie schwierig das aber ist, zeigt das Outing eines polnischen Geistlichen und die umgehend klar ablehnende Reaktion des Vatikan. Zu einer Änderung der katholischen Sexualmoral müsste ein Wunder geschehen. Denn einerseits ist der Pontifex Maximus, was die Unauflöslichkeit der Ehe sowie die Ablehnung von Homo-Partnerschaften betrifft, ebenso konservativ wie ein Großteil des hohen Klerus. Andererseits sind gerade die Hardliner besonders laut und werden jede noch so kleine Lockerung blockieren.

Dazu kommt, dass eine Liberalisierung der kirchlichen Lehre vor allem in Europa und den USA Thema ist. In Afrika, Lateinamerika und Teilen Asiens ticken die religiösen und sozialen Uhren anders. Gerade in Afrika etwa ist Homosexualität weitgehend verpönt, Schwule und Lesben werden mitunter offen verfolgt.

Der Vatikan wird jetzt drei Wochen lang einen Minimal-Kompromiss ausbrüten, vielleicht nicht einmal das. Das ist mehr als schade. Denn gerade in unserer so unübersichtlich gewordenen Zeit könnte die Kirche den Menschen Halt geben. In Sozialfragen beispielsweise steht sie mittlerweile stets an der Seite der Marginalisierten. Doch in anderen Belangen ist sie absolut weltfremd und nimmt sich damit aus dem Spiel: Denn welcher Jugendliche kann eine Institution ernst nehmen, die ihm die Verwendung von Verhütungsmitteln verbietet?

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