Frank Stronach ist leider kein Lugner

Der Milliardär hinterlässt in der Politik einen Riesen-Scherbenhaufen, der alles andere als zum Lachen ist.
Josef Votzi

Josef Votzi

Der Milliardär hinterlässt in der Politik einen Riesen-Scherbenhaufen, der alles andere als zum Lachen ist

von Josef Votzi

über Frank Stronach

Am Anfang war die Bilderbuch-Story: Franz Strohsack aus Weiz kehrt als gemachter Mann zurück und will seiner Heimat „etwas zurückgeben“. Frank Stronachs Ankündigung, Österreichs Politik aufzumischen, ist gut ein Jahr her. Selbst das bedächtige Intellektuellen-Blatt Die Zeit orakelte damals, der „Berlusconi-Effekt“ könne dessen „Forza Stronach“ zu Höhenflügen verhelfen. Zwischen zwanzig und dreißig Prozent prophezeite der Gründer seiner Partei. Bis zu 15 Prozent gaben ihm noch die Meinungsforscher.

Wer immer auch nur Zweifel an Stronachs Qualifikation als Politiker anmeldete, erntete öffentliche Ohrfeigen. Seine Anhänger trommelten: Wer einen Milliarden-Weltkonzern aus dem Boden gestampft hat, kann wohl auch in der Minimundus-Welt der heimischen Politik spielend „aufräumen“. Frank himself donnerte: „Du verstehst nichts von Wirtschaft,weil du hast noch keine Löhne gezahlt.“

Jetzt ist es amtlich beglaubigt: Frank Stronach versteht null von Politik. Seine Partei ist ein zerstrittener Haufen. Wann es seine aus der Konkursmasse der Orangen zusammengekratzte Söldnertruppe wieder in alle Parteiwinde verweht, ist nur noch eine Frage der Zeit.

Spott und maßloser Schaden

Versprochen war die wundersame Gegenwelt zu den sumpfigen Niederungen der „Funktionäre“. Ins Hohe Haus gespült werden nun Leute, die in jeder anderen Partei zu Recht hochkantig hinausfliegen würden.

Der Fall Monika Lindner ist da nur die dramatische Zuspitzung der Zustände in der Stronach-Truppe, die man bis vor wenigen Tagen selbst aus der Feder eines Thomas Bernhard als maßlose Übertreibung abgetan hätte. „Mandatsraub“ ist in der österreichischen Rechtsordnung aber kein verfolgbares Delikt; auch nicht der Raub des letzten Funkens an Glaubwürdigkeit.

Es wäre eine Erleichterung, könnte man das Polit-Debakel Stronachs in der Liga Lugner einordnen. Der Bauunternehmer hatte mit seiner Präsidentschaftskandidatur 1998 fast doppelt so viel Stimmen lukriert wie der Milliardär aus Kanada, wird den Österreichern aber nur als Dauerwurschtel der Klatschspalten in Erinnerung bleiben.

Frank Stronach und seine jammervolle Truppe hinterlassen nicht nur Spott. Am Schaden wird die ganze Republik noch lange laborieren. Stronach ist ausgezogen, um die Österreicher von „den Funktionären“ zu erlösen. Stattdessen hat er die Politiker-Verdrossenheit weiter befeuert. Der Ruf der politischen Klasse ist dank Stronach beschädigt wie nie zuvor.

Danke, Frank: Drei Viertel der Österreicher, ergibt eine OGM-Umfrage nach der Wahl, vertrauen der Politik weniger oder gar nicht – ein einmaliger Rekordwert. Kein Wunder auch, dass eine große Mehrheit Stronachs Rückzug aus Politik begrüßt (siehe Bericht rechts). Die Antwort kann nur selbstbewusster denn je lauten: Politik ist keine Spielwiese für Amateure. Es ist ein Beruf, für den es Erfahrung, Wissen – und vor allem Charakter braucht.

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