Die Parteien brauchen bald Orientierung

Die Bindung der Wähler nimmt ab, die Attraktivität der Parteien auch. Dazu kommen vergangene Fehler
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die Bindung der Wähler nimmt ab, die Attraktivität der Parteien auch.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Werte in der Politik

Nein, der 27. September 2012 ist nicht in die „Weltgeschichte eingegangen“. Schon als Frank Stronach seine Parteigründung historisch verbrämen wollte, war dieser Satz lächerlich. Inzwischen ist das Team Stronach selbst Geschichte. Die wichtigste Lehre aus dieser Polit-Posse aber lautet, dass man mit Geld und eindrucksvollen Auftritten zumindest ein Mal (Protest-)Stimmen bewegen kann.

Diese rund 270.000 Stimmen sind künftig zu haben. Im Moment sind die Neos am besten aufgestellt, um zu wachsen. Das wirtschaftsfreundliche Programm ist auch für ÖVP-nahe Unternehmer attraktiv und in der ÖVP ist die Unruhe noch nicht zu Ende. Die Kernwähler-Strategie ist gescheitert. Die Salzburger ÖVP wird eine eigene Programmdiskussion starten, das ist gut und notwendig, birgt aber weiteres Konfliktpotenzial.

Interessant sind die Neos auch für Grün-Sympathisanten, die nicht verstehen, wie man „auch künftig mit dem Schwarzen Anarcho-Block zusammenarbeiten kann“, wie das eine Sprecherin der jungen Grünen in der ZiB2 betonte. Da hat wohl der jüngste Feel-good-Wahlkampf parteiinterne Differenzen zugedeckt.

Die SPÖ wollte mit Eugen Freund Offenheit signalisieren, das ging vorerst schief. Immerhin – heute spricht Freund erstmals über Europa. Und die FPÖ wird auf Dauer als reine Protestpartei nicht zulegen können. Was ist, wenn das nächste Mal wieder ein reicher Onkel auftaucht, der die Unzufriedenen origineller anspricht als die Freiheitlichen?

Frank Stronach hatte schon recht. Parteien brauchen Werte. Nur seine sind vergessen und die anderen Parteien haben schon lange keine gesucht.

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