Die ÖVP-Länder sind zornig – sehr sogar

Da waren’s plötzlich drei: Nach der Steiermark und Salzburg geht auch Tirols ÖVP auf Distanz zum Bund.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Nach der Steiermark und Salzburg geht auch Tirols ÖVP auf Distanz zum Bund.

von Dr. Christian Böhmer

über die ÖVP

Wenn es tatsächlich noch eines Beweises bedurfte, dass die West-Achse der ÖVP ein veritables Problem mit dem Bundesparteichef hat, dann wurde dieser am vierten Adventsonntag erbracht: Während sich Michael Spindelegger im KURIER betont versöhnlich gab („Ich hoffe, die Weihnachtszeit dient dazu, die Wunden verheilen zu lassen“), richtete ihm ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter aus, man wolle nach den irritierenden Personalentscheidungen im Regierungsteam nicht zur Tagesordnung übergehen – Weihnachten hin oder her. Die Tiroler ÖVP-Mandatare würden im Parlament notfalls „einen eigenständigen Weg“ gehen, gab Platter zu Protokoll.

Nach der Steiermark und Salzburg ist Tirol die dritte Landespartei, die den Klubzwang und damit die uneingeschränkte Loyalität zum Bund zur Disposition stellt.

Die Gründe sind vielfältig: Ein erklecklicher Teil der Landesparteien fühlt sich schlecht behandelt – 12 der 16 ÖVP-Regierungsmitglieder stammen aus Wien, Nieder- oder Oberösterreich; manche fühlen sich getäuscht – die Tiroler nehmen Spindelegger immer noch übel, dass dieser den Tiroler Töchterle ursprünglich durch einen Kärntner ersetzen wollte; vor allem aber fühlen sich die „Westler“ im Vorteil. Mit Andrä Rupprechter wurde einer im Team positioniert, der das Zeug zu mehr hat: Leutselig, fachlich beschlagen – und als karenzierter Beamter frei von beruflichen Zukunftsängsten, wird er nicht nur in Innsbruck als personelle Alternative betrachtet.

„Unsere Abgeordneten werden den neuen Minister zu 100 Prozent unterstützen“, sagte gestern Günther Platter. Ein Ausdruck von Loyalität? Natürlich. Eine sanfte Drohung in Richtung Parteichef? Vielleicht.

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