Die gefährliche Angst vor den Flüchtenden

Die Furcht vor den Asylsuchenden ist verständlich, aber falsch. Nicht zu helfen kann keine Option sein.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Die Furcht vor Asylsuchenden ist verständlich, aber falsch.

von Dr. Christian Böhmer

über die aufgeladene Asyldebatte

Wie viele Menschen kann man in einen Kastenwagen pferchen? Wir sprechen von sechs Quadratmetern Ladefläche. Was meinen Sie? Sind es 15? Vielleicht 25? Mit etwas Gewalt sogar 30?

Am Freitag stoppte die Polizei auf der Ost-Autobahn einen Kastenwagen, in dem 42 Flüchtlinge ausharrten. Die Türen von außen verriegelt, acht Stunden Fahrt ohne Wasser und Pause, wer muss, macht im Wagen, die Luft draußen hat 30 Grad Celsius. Mittendrin im Menschenknäuel: ein paar Kinder, das jüngste sechs Jahre alt.

Jeden Tag halten solche Kastenwagen im Land, das Innenministerium muss seine Prognose der Flüchtlingszahlen dramatisch nach oben korrigieren – 80.000 werden erwartet (siehe Chronik).

Das ängstigt viele. "Wir haben Angst vor Identitätsverlust und davor, selbst Opfer zu werden", beschrieb Landeshauptmann Wilfried Haslauer gestern bei den Salzburger Festspielen die Situation.

Aber bevor wir uns zu sehr von Ängsten führen lassen, sollten wir uns ein paar Dinge vor Augen halten: Die unwürdige Situation in Traiskirchen ist auch der Tatsache geschuldet, dass sich immer noch sieben von zehn Bürgermeistern weigern, einen einzigen Hilfesuchenden zu beherbergen. Und wenn Ihnen die Zahl 80.000 Angst einflößt, denken Sie daran, dass beim Balkankrieg 90.000 und beim Ungarn-Aufstand 180.000 Menschen zu uns geflüchtet sind. Österreich schafft das!

Immer noch Angst? Dann stellen Sie sich vor, Sie lassen sich Tausende Kilometer entfernt von zu Hause in einen Kastenwagen sperren, weil Sie oder Ihre Eltern überzeugt sind, Sie würden andernfalls sterben. Sie sind sechs Jahre alt. Das ist Angst.

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