Das haben sich die Lehrer nicht verdient

Mehrarbeit ist zumutbar, muss aber nicht so zynisch verpackt werden wie bei Michael Häupl.
Martina Salomon

Martina Salomon

Hier trat ein von den langen Jahren an der Macht zynisch gewordener Politiker auf.

von Dr. Martina Salomon

über Michael Häupl

Nein, das war keine Parodie der Kabarettgruppe maschek, sondern der Bürgermeister, wie er leibt und lebt: Hier trat ein von den langen Jahren an der Macht zynisch gewordener Politiker auf. "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig", sagte er halb lustig in Richtung Lehrer.

Nun ja. Eine Landespartei, die anderen gern Populismus vorwirft, darf ruhig etwas differenzierter argumentieren. Der Lehrerschaft sind zwei zusätzliche Unterrichtsstunden wahrscheinlich zumutbar. In vielen Berufsgruppen steigt der Druck, und anderswo kann man sich davon nicht drei Monate im Jahr erholen. Wer aber meint, das Lehramt sei ein lässiger Teilzeitjob, soll versuchen, einen Tag in einer x-beliebigen Neuen Mittelschule in Wien zu unterrichten. Da ist man mittlerweile mehr Elternersatz, Löwenbändiger und Entertainer als ein Wissensvermittler. Negative Noten? Politisch nicht erwünscht. Und wenn dann die PISA-Tests schlecht ausfallen, sind – erraten – die Pädagogen schuld. Politik ist auch kein Spaziergang, aber wenn einer in einer Sitzung ein kleines Nickerchen hält, stößt sich niemand daran.

Lehrerinnen und Lehrer sind oft übertrieben wehleidig. Und ja, es ist auch ungesund, nie eine andere Luft als die des Klassenzimmers geschnuppert zu haben. Aber diese Aussage des Bürgermeisters hat der Berufsstand nicht verdient. Entschuldigen will er sich nicht.

Vor einer Wahl eine so große Gruppe zu verprellen ist, äh, mutig – und außerdem nicht ganz schlüssig. Die Pensionsprivilegien seiner Landesbeamten verteidigt der Spitzenpolitiker mit Zähnen und Klauen, aber Lehrer sollen gefälligst mehr hackeln? Häupls Anhänger beglückwünschen ihn nun als Politiker, der wenigstens nicht stromlinienförmig ist. Aus der Körpersprache Werner Faymanns, der beim 22-Stunden-Sager daneben stand, ließ sich aber ganz anderes herauslesen.

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