Das Duell der Sekundanten kann beide den Sieg kosten

Van der Bellen und Hofer haben ab sofort am meisten die Störmanöver von links und rechts zu fürchten.
Josef Votzi

Josef Votzi

Van der Bellen und Hofer haben nicht ihr Duell,sondern das der linken und rechten Sekundanten zu fürchten.

von Josef Votzi

über den Lagerwahlkampf um die Hofburg

Vor einem "feministischen Lokal" wurden Kunden am Tag danach auf einem großen Schild gebeten, ihren Café woanders zu trinken, falls sie für den blauen Gottseibeiuns gestimmt haben. Auf der elektronischen Pinnwand Twitter applaudierte die rechtsextreme NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) Norbert Hofer so zur Nr. 1 im ersten Durchgang: "In ganz Europa brauchen wir politische Erdbeben wie in Österreich." Gestern Abend trafen Norbert Hofer und Alexander van der Bellen im ORF-Radio erstmals zum "Duell" aufeinander. Beide wollen das Wahlkampf-Finale bewusst staatstragend anlegen. Beide wissen: Das Potenzial ihrer Stammwähler haben sie bereits großteils ausgeschöpft. Zum Sieg brauchen sie vor allem Stimmen aus der Mitte. Wahlstrategen machen sich so weniger Sorgen um ihre Performance bei den diversen Medien-Duellen. Sie fürchten das Störfeuer der Sekundanten. "Kein Kaffee für Hofer" ist politisch dumm und Treibstoff für die "Jetzt erst recht"-Hofer-Wähler.

Das Zeug zum Bumerang hat auch die "Offensive gegen Rechts, die zur Demo am Heldenplatz aufruft: "Kein rechtsextremer Burschenschafter als Bundespräsident". Hofer-Gegner machen dagegen mobil. Tenor: Die größte Gefahr für den Präsidenten ihrer Wahl sind die "missionarischen Moralisierer", die spalten statt verbinden.

Als Wähler kann man sich nur eines wünschen: Freie Sicht auf die beiden "Duellanten" ohne Störmanöver selbst ernannter Sekundanten. Van der Bellen soll klar sagen, wie er allen Ernstes der FPÖ die Führung des Landes verweigern will, wenn diese mehr als 50 Prozent der Stimmen hätte.

Norbert Hofer soll sagen, wie er das Amt anlegen will, wenn er proklamiert: "Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist." Präsident Heinz Fischer war als leiser Vermittler und Mann des Ausgleichs seit Jahren beliebtester Politiker des Landes. Hofers jüngste Planspiele mit der Rolle des starken Mann in der Hofburg sind so nicht eine Verheißung auf bessere Zeiten, sondern eine gefährliche Drohung.

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