Ampelmännchen, ade

Martina Salomon

Martina Salomon

Noch nie war sichtbarer, wie sehr Wahlen eine Momentaufnahme sind.

von Dr. Martina Salomon

über Wahltage

Gut möglich, dass sich dieser Tage ein paar Leute im Wiener Rathaus kräftig in den Hintern beißen: Wie super wäre doch ein Wahlgang im Juni gewesen! Erst war heftig darüber spekuliert worden, dann wurde der Termin von der SPÖ verworfen.

Dabei hätte es gleich nach dem Song Contest so viele schöne Soft-Themen gegeben: singende Kanaldeckel etwa. Oder schwule Ampelmännchen. Die Ringstraße wäre noch nicht so oft gesperrt gewesen. Ursula Stenzel hätte ihren siebzigsten Geburtstag nicht mit Heinz Christian Strache feiern können. Die Journalisten hätten sich bestenfalls über den themenlosen Kuschelwahlkampf mokieren können.

Und jetzt? Der Flüchtlingsstrom wächst sich zur Flüchtlingskrise aus. Bisher konnten wir die Asylwerber Richtung Norden durchwinken und uns auch noch für unsere Großherzigkeit loben lassen. Weil Deutschland immer weniger Menschen hineinlässt, wird Österreich in den nächsten Tagen einen Riesen-Rückstau zu bewältigen haben. Der wird kaum mehr zu verharmlosen sein und stellt die Organisationsfähigkeit der Politik auf eine harte Probe. Noch nie war sichtbarer, wie sehr Wahlen eine Momentaufnahme sind.

Kommentare