Ärzte bringen rotes Wien in Bedrängnis

Jetzt sind umfassende Reformen nötig, sonst droht tatsächlich der Bankrott des Gesundheitssystems.
Josef Gebhard

Josef Gebhard

Kosmetische Nachbesserungen bei Nachtdiensten in den Spitälern sind zu wenig.

von Josef Gebhard

über die Streikdrohung der Ärtze

Zuletzt musste sogar ein halbes Dutzend Primarärzte ausrücken, um im Auftrag der Stadt die Wiener Ärztekammer und ihre Protestmaßnahmen gegen die Nachtdienst-Reduktionen in den Wiener Gemeindespitälern öffentlich zu maßregeln. Genutzt hat das nichts mehr: Fast 93 Prozent der dort beschäftigten 3500 Ärzte haben sich in einer Umfrage der Kammer für Kampfmaßnahmen gegen die geplanten Umstrukturierungen bei den Nachtdiensten ausgesprochen. Eine Unmutsäußerung über die bestehenden Arbeitsbedingungen, die in dieser Breite beeindruckend ist. Eine Unmutsäußerung, die viel zu laut ist, um sie allein auf kammerinternes Wahlkampfgeplänkel zurückführen, wie dies der Krankenanstaltenverbund (KAV) zuletzt wiederholt versucht hat.

Die Stadt will nun die Kommunikation mit den Ärzten verstärken, um sie von dem Nutzen der Umstrukturierungen zu überzeugen. Das allein wird nicht reichen, um Kampfmaßnahmen abzuwenden. Dass die Stadt dafür ein ganzes Jahr Zeit gehabt hätte, sei nur nebenbei erwähnt. Sie wird zumindest einen Teil der Ärzte-Forderungen erfüllen müssen. Denn Spitalsärzte, die ihre Arbeit niederlegen, wird sich gerade eine SPÖ-geführte Stadt, die so stolz auf ihre sozialen Errungenschaften ist, nicht leisten können. Das weiß auch die Ärztekammer.

Kosmetische Nachbesserungen bei Nachtdiensten in den Spitälern sind aber zu wenig. Es braucht eine rasche und umfassende Reform des gesamten Systems. Allen voran einen Ausbau der Versorgung außerhalb der Spitäler. Ansonsten droht tatsächlich das, wovor die aufgebrachten Ärztevertreter warnen: Der Bankrott des Gesundheitssystems.

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