MH17: Realpolitik statt Aufklärung?

Der Abschlussbericht zum Abschuss einer Passagiermaschine über der Ukraine ist unbefriedigend.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Das ist die Stunde der Verschwörungstheoretiker.

von Andreas Schwarz

über MH17

Wenigstens darin ist der Schlussbericht zur Katastrophe von Flug MH17 konkret: Die 298 Menschen an Bord waren Sekunden nach der Explosion bewusstlos. Den Absturz aus 10.000 Metern Höhe erlebten sie nicht mehr mit. Und auch den Typ der Rakete, die das malaysische Passagierflugzeug über der Ukraine traf, nennt die niederländische Untersuchungsbehörde konkret beim Namen: eine russische Buk.

Nur von wo sie abgefeuert wurde, das konnten oder wollten die Untersucher zunächst nicht sagen. Später hieß es, aus einem "Gebiet, wo prorussische Rebellen die Kontrolle hatten", aber "wo die Grenzen fließend sind".

Von Beginn weg waren die Separatisten unter Verdacht gestanden. Starke Indizien (Funksprüche, Videos) sprachen dafür, dass sie mit einem von Russland gelieferten Luftabwehrsystem einen ukrainischen Jet vom Himmel holen wollten und Flug MH17 trafen. Russland machte von Anfang an die Ukraine verantwortlich.

Der Bericht lässt letztlich beide Möglichkeiten offen.

Das ist die Stunde der Verschwörungstheoretiker. Von denen gab es in der MH17-Causa immer schon viele. Die meisten witterten eine vom Westen lancierte Anti-Putin-Kampagne. Jetzt könnte in die andere Richtung verschworen werden: Eigentlich kennt man die Schuldigen, aber wem nützte es, Wladimir Putin als Mitschuldigen wirklich festzunageln? Der Westen muss sich irgendwie arrangieren mit ihm, in Syrien aktuell genauso wie in der Ukraine, wo Putin gerade vom Gas steigt. So kann Realpolitik aussehen.

Was auch immer stimmen mag: Der Abschuss von MH17 wird der schreckliche "Kollateralschaden" eines nie erklärten Krieges bleiben. Tragisch, weil die Opfer mit dem Konflikt nichts zu tun hatten. Aber in Wahrheit haben das unzählige andere Opfer in anderen Kriegen, nur weil sie am Schauplatz lebten, auch nicht.

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