Eine Lösung läge allein in Syrien

Warum nur die Symptome, aber nicht die Ursachen von Flüchtlingskrise und Terror bekämpft werden.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Jetzt rächt sich, dass es keine Gesprächsbasis des Westens mit Wladimir Putin gibt

von Andreas Schwarz

über den Bürgerkrieg als Wurzel aller Probleme

Der syrischer Bürgerkrieg ist die Wurzel für momentan alles. Für den Flüchtlingsstrom, der sich nach Westeuropa ergießt; für den Aufstieg des "Islamischen Staates" in großen Teilen der arabischen Welt; und für den Terror der dschihadistischen Barbaren, der die ganze Welt heimzusuchen droht, von den USA bis Europa, von Russland bis Australien.

In der Analyse, dass es ohne Lösung des Syrien-Problems keine Lösung all der anderen Probleme gibt, ist sich die Welt einig. Im Wie fatalerweise nicht.

Die Amerikaner und ihre Verbündeten haben mit ihrer Strategie bisher versagt. Syriens Machthaber Assad weg haben zu wollen, aber gleichzeitig auch nicht wirklich (denn was kommt danach?); Rebellengruppen gegen das Regime und gegen den IS zu unterstützen (welche, die starken islamistischen oder die unbedeutenden?); und den "Islamischen Staat" zu bombardieren – das hat bisher nur ein Ergebnis gezeitigt: Bis zu 10.000 IS-Kämpfer sind tot, mehr sind nachgekommen, und das "Kalifat" ist heute größer als noch vor einem Jahr.

Russland wiederum steht traditionell und aus eigenem geopolitischen Interesse an der Seite Assads. Es schickt jetzt militärische Verstärkung nach Syrien und ruft zu einer neuen Allianz gegen den IS auf, die nur im Einklang mit dem syrischen Regime erfolgreich sein könne. Die USA haben das bereits abgelehnt.

Eindimensionale Schuldzuweisungen

Jetzt rächt sich, dass es keine Gesprächsbasis des Westens mit Wladimir Putin gibt. Es rächt sich auch, dass eine angebliche Bereitschaft der Russen vor drei Jahren, Assad fallen zu lassen, nicht ergriffen wurde. Aber das ist Vergangenheit. Ebenso wie eindimensionale Schuldzuweisungen an die USA, das nahöstliche Chaos viel früher (Stichwort Irak) verschuldet zu haben. Oder wie weniger eindimensionale Erkenntnisse, dass die naive Euphorie des Westens über den "Arabischen Frühling" der arabischen Welt keinen Dienst erwiesen hat.

Dummerweise ist der Blick in die Zukunft nicht rosiger. Denn auch ausgewiesene Experten sind uneinig. Die US-Strategie sei falsch, analysierte zuletzt das renommierte Londoner IISS-Institut, so wie der Putin-Kurs auch – Assad sei nach wie vor die größere Gefahr für die Zivilbevölkerung als der IS. Das stimmt wohl. Ohne Assad gehe gar nichts, schreibt der amerikanische Syrien-Spezialist Joshua Landis, auch wenn der Syrer ein "furchtbarer Krimineller" sei – aber der bisherige Kurs des Westens führe nur dazu, dass das Regime irgendwann doch kippt und sich noch mehr Flüchtlinge auf den Weg machen. Und hat man nicht auch schon andere Kriminelle als kleineres Übel für den großen Zweck unterstützt? Das stimmt wohl auch.

Man wünschte sich, dass sich die Welten-Lenker nach fünf Jahren an einen Tisch setzten und eine Lösung für ein Ende des Syrien-Wahnsinns fänden. Dringendst. Aber in der Realität geht Politik nicht so. Weshalb es auf absehbare Zeit, siehe oben, bei den Symptomen bleiben wird. Und deren wenig erfolgreicher Bekämpfung.

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