Die teure Lust an der neuen Nicht-Politik

Wenn Regierungen versagen, kommen Figuren mit Spaß am Elend der Politik. Aber wer profitiert davon?
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die einzige Lösung sind jetzt Neuwahlen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Folgen der Italien-Wahl

Ein herzliches „Vaffanculo“ schleudert der italienische Komiker Beppe Grillo gerne der politischen Klasse seines Landes entgegen. So wurde er populär. „Vaffanculo“, das ist – nicht wörtlich übersetzt – die italienische Variante des Götz-Zitats.

Mehrmals haben die Italiener Berlusconi gewählt. Die Folge: Sie mussten ihm nicht nur beim Reden übers Bunga-Bunga-Machen zuhören, sondern auch zusehen, wie er Italien in den Abgrund führte. Nach dem unfreiwilligen Clown haben sie gestern auch dem Komiker Beppe Grillo ihr Schicksal anvertraut. Vielleicht auch nur, weil er in Sprache und Aussehen das pure Gegenteil der italienischen Politiker verkörpert.

Schlechte Regierungen zu haben war für die Italiener schon teuer, keine zu haben wird noch teurer. Und wenn Berlusconi nun eine große Koalition anbietet, wird alles noch schlimmer. Er würde auch diese zerstören.

Die einzige Lösung sind jetzt Neuwahlen, wobei auch der Senat, ähnlich wie die Kammer, ein mehrheitsfreundliches Wahlrecht braucht.

Jede Regierung, auch unsere, sollte sich das Wahlergebnis gut ansehen. Wenn Politik nicht mehr zu Reformen in der Lage ist, dann bekommen die Leute Lust an Nicht-Politikern. Das sind oft Blender, die persönlich nichts zu verlieren haben – auch Grillo ist reich – und am Frust der Wähler ihren Spaß haben.

Aber irgendwer muss die Rechnung bezahlen. Ob der Wähler immer recht hat – darüber kann man diskutieren. Aber in der Demokratie muss er immer recht bekommen. Also sollen die Italiener Beppe Grillo wählen, wenn sie das wollen. Nur müssen sie die Konsequenzen tragen. Jede neue Regierung muss den Schuldenberg verringern. Die Europäer werden für das Chaos in Italien nicht zahlen wollen, sondern eher „Vaffanculo“ sagen.

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