Gambler Putin

Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der russische Präsident mag unberechenbar, kaltschnäuzig und nicht paktfähig sein; verrückt ist er nicht.

von Andreas Schwarz

über Wladimir Putin

Nein, Wladimir Putin denkt vermutlich keine Sekunde daran, mit seinen russischen Truppen in Tallin, Riga, Vilnius, in Warschau oder Budapest einzumarschieren. Auch wenn er dafür nur zwei Tage bräuchte, wie er im Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko gesagt haben soll – "wenn ich wollte". Und er wird auch nicht innerhalb von zwei Wochen Kiew einnehmen, wie er kürzlich dem EU-Kommisionspräsidenten gesagt hat – "wenn ich wollte".

Der russische Präsident mag unberechenbar, kaltschnäuzig und nicht paktfähig sein; verrückt ist er nicht.

Was Putin ist: Ein mehrfach nachgewiesener Lügner, wenn man sich seine früheren Stellungnahmen und späteren Eingeständnisse zur russischen Involvierung in die Ereignisse auf der Krim und in der Ostukraine vor Augen hält. Und ein Spieler, der seit geraumer Zeit probiert, was im Westen (durch)geht. Und der bei seinen Plänen zur Destabilisierung der Ukraine und anderer Teile Osteuropas auf die Publizität seiner Kaltschnäuzigkeit setzt.

Die "Drohungen" werden genauso gefallen sein. Im Gespräch zwischen zwei Männern, in dem der eine seine Muskeln spielen lässt, um zu zeigen, was die ausrichten könnten. Und mit dem wohl kalkulierten Wissen , dass der andere das Muskelspiel in die Welt rapportieren wird.

Das Beängstigende ist weniger die Drohung, als dass mit dieser Hemdsärmeligkeit im 21. Jahrhundert Politik gemacht wird. Zumindest in Moskau, das für die Zukunft Mittelost-Europas nicht unentscheidend ist. Was für sie noch entscheidend ist: Dass sich der Rest Europas vor der Hemdsärmeligkeit nicht fürchtet, sondern ihr entschlossen entgegentritt. Andernfalls gewinnen Gambler leicht.

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