Feindbild EU ist kein Wahlkampf-Schlager

Hasstiraden auf Europa kümmern die Briten in diesem Wahlkampf wenig. Man hat andere Sorgen.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Feindbild EU ist kein Wahlkampf-Schlager

von Mag. Konrad Kramar

über den britischen Wahlkampf

Es ist nicht lange her, da trieb Nigel Farage die ganze britische Politik vor sich her. Die Hasstiraden des Rechtspopulisten gegen die EU diktierten nicht nur Themen, sondern auch Tonfall der politischen Diskussion. Dem konservativen Premier Cameron blieb nichts übrig, als sich selbst ständig gegen Europa zu positionieren. Sture britische Blockadepolitik in Brüssel schien der einzige Weg, dem Wählerwillen irgendwie hinterher zu hoppeln. Selbst die sozialdemokratische Labour-Opposition traute sich nicht mehr, pro-europäische Gedanken auch nur auszusprechen.

Jetzt, drei Wochen vor den britischen Unterhauswahlen, läuft der Wahlkampf auf Hochtouren, doch das Thema Europa ist in den Kampagnen bestenfalls Begleitmusik. Großbritannien hat eine schwere Wirtschaftskrise und vier Jahre eisenharter konservativer Sparpolitik hinter sich. Das lässt viele Menschen vor Problemen stehen, die andere Antworten brauchen als den immer gleichen Sündenbock EU. Dass Brüssel für alles Übel von Arbeitslosigkeit bis hin zu kaum noch zu bewältigenden Lebenskosten verantwortlich sei, das kann im Moment nicht einmal Farage seiner Kundschaft weismachen. Der setzt also auf die bewährten Themen aller Rechtspopulisten: Zu viele Ausländer, zu wenig Polizei, zu wenig Rechte für "echte" Briten, die überall zu kurz kämen.

Dazu kommt, dass die britische Wirtschaft mit allen Mitteln deutlich macht, dass ihr in dieser Krise nichts mehr schaden würde als neue Barrieren gegenüber der EU. Die Briten beäugen also wie schon immer ein wenig skeptisch das Treiben auf der anderen Seite des Ärmelkanals, haben sich aber inzwischen mit diesem, wenn auch seltsamen Europa arrangiert. Farage ist fürs Erste seinen billigsten Wahlkampf-Schlager los.

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