Brisanter Waffengang

Die Intervention der Saudis im Jemen ist zwarverständlich, die Gefahr eines Flächenbrandes aber groß.
Walter Friedl

Walter Friedl

Gefährlich ist der Waffengang, weil Teheran die Houthi-Glaubensbrüder unterstützt

von Mag. Walter Friedl

über den Konflikt im Jemen

Die Arabische Liga hat nach langer Zeit wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Mit dem Beschluss vom Wochenende, eine gemeinsame Eingreiftruppe auf den Weg zu bringen, holte sie sich selbst aus dem politischen Tiefschlaf. Der Weckruf freilich kam von außen: der Konflikt im Jemen.

Dort ist Saudi-Arabien mit einer sunnitischen "Koalition der Willigen" in die Offensive gegangen und bekämpft die schiitischen Rebellen des Houthi-Clans. Diese Militär-Intervention ist ebenso verständlich wie gefährlich.

Verständlich, weil Riad keinen gescheiterten Staat vor der Haustür dulden kann und will. Jetzt schon tummeln sich im Jemen El-Kaida-Terroristen und Kämpfer des "Islamischen Staates" – beide Gruppen wollen das saudische Herrscherhaus stürzen. Verständlich auch deswegen, da sich die USA aus diesem Raum politisch weitgehend zurückgezogen haben, seit Jahren kommt für den Mittleren Osten keine brauchbare Strategie aus Washington.

Gefährlich ist der Waffengang, weil Teheran die Houthi-Glaubensbrüder unterstützt, um einen Fuß auf die Arabische Halbinsel zu bekommen. Im schlimmsten Fall könnte es zu einer Konfrontation zwischen Saudi-Arabien und dem Iran kommen, die beide um die Vormachtstellung in der Region rittern. Gefährlich ist die Intervention ferner deswegen, weil die Auseinandersetzung auch als Glaubenskrieg Schiiten – Sunniten geführt wird und die Kluft zwischen den beiden Islam-Richtungen vertieft.

Und schließlich stört der Kriegslärm am Golf die Atomverhandlungen mit dem Iran in der Schweiz, die bis morgen zu einem Rahmenabkommen führen sollen. Diese Querschüsse sind von Riad aber durchaus gewollt, ist doch das Königshaus gemeinsam mit Israel einer der schärfsten Kritiker eines Deals mit dem Mullah-Regime. Hintergedanke: Gelänge der Kompromiss, fielen die Sanktionen weg, der Rivale würde noch stärker werden.

Militärisch jedenfalls kann die Sunniten-Allianz –zwar verlustreich, aber doch – die Houthis in die Knie zwingen. Und dann? Letztlich führt kein Weg daran vorbei, mit ihnen zu verhandeln und sie an der Macht zu beteiligen – sie stellen rund ein Drittel der 25 Mio. Jemeniten.

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