Alle 28 Stunden ein Fall Mike Brown

Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Wut und Frust treiben die afro-amerikanischen Empörten in der US-Kleinstadt an, aber auch Tausende andere im gesamten Land

von Mag. Ingrid Steiner-Gashi

über Ferguson

Es geht nicht ums Randalieren. Es geht darum, eine Polizeitruppe zu bekämpfen, die sich nicht um die Leben kümmert, die sie beschützen sollte", sagte einer der Protestierenden im außer Rand und Band geratenen Ferguson. Wut und Frust treiben die afro-amerikanischen Empörten in der US-Kleinstadt an, aber auch Tausende andere im gesamten Land. Wut und Enttäuschung darüber, was sie ohnehin erwartet hatten: Dass der weiße Polizist Darren Wilson für seine tödlichen Schüsse auf den schwarzen Jugendlichen Mike Brown nicht angeklagt wird. Dass die zu drei Vierteln von Weißen besetzte Geschworenenkammer (Grand Jury) von "Notwehr" spricht. Dass Grand Jurys in den USA so gut wie fast immer dafür sorgen, dass weiße Polizisten nach ihren Todesschüssen ohne Strafe davonkommen. Und dass Rassismus offensichtlich noch immer Teil des amerikanischen Alltags ist.

"Gerechtfertigte Tötungen"

Gleichheit vor dem Gesetz und vor dem Sicherheitsapparat – dieses heilige Prinzip des Rechtsstaates USA – ist für Amerikas Schwarze weder zu fühlen noch statistisch existent. Alle 28 Stunden wird in den USA ein Afro-Amerikaner von einem Polizisten, Sicherheitsbediensteten oder selbst ernannten Wächter erschossen. Und obwohl sich die Zahl der Gewaltverbrechen in den vergangenen 20 Jahren in den USA halbierte, hat sich die Zahl der sogenannten "gerechtfertigten Tötungen" durch Polizisten verdoppelt. Zu tun hat dies auch mit schwerst bewaffneten Polizeitruppen, die aussehen, als kämen sie direkt aus der syrischen Kriegshölle. Geschuldet ist dies aber auch einem System, in dem Gerechtigkeit und Fairness noch immer nicht so umgesetzt wurden, wie es in den Gesetzestexten des "Land of the Free" nachzulesen ist.

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