Kinderkram und alte Leiden

Organisator des Vienna City Marathon wollte einen Kinder-Lauf veranstalten und darf nicht.
Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Wieder einmal scheint ein Politikum hinter der Absage zu stecken.

von Jürgen Preusser

über ein Kinder-Lauf-Event

Wolfgang Konrad, Organisator des Vienna City Marathon, wollte einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Jugend zu bewegen: Die Veranstaltung sollte auf zwei Tage ausgeweitet werden. Der Samstag vor dem großen Rennen sollte zu einem Lauf-Event für Kinder werden. Sollte.Ursprünglich bekam Konrad die Zustimmung der Stadt Wien. Dann erteilte ihm jedoch Ursula Stenzel, die Bezirksvorsteherin des Ersten Bezirks (VP), eine Absage.Kinderläufe im Wiener Stadtbereich seien unverantwortlich. Nebenargument: Der wirtschaftliche Schaden, der für die Kaufleute entlang der Ringstraße entstehen würde.Gegenargument von Wolfgang Konrad: Zwei Stunden Regenwetter würden einen größeren Schaden anrichten. Außerdem bringe die gesamte Marathon-Veranstaltung der Wirtschaft 18 bis 20 Millionen Euro. Das sei beachtlich für eine Ein-Tages-Veranstaltung, doch mit 36.000 Teilnehmern sei man eben an eine natürliche Grenze gestoßen. Auch darum sei die Einbeziehung des Samstags notwendig geworden.Wieder einmal scheint ein Politikum hinter der kurios anmutenden Absage zu stecken. Bedauerlich im Land der bewegungsunfähigen Kinder. Österreich wäre die rote Laterne sicher, würde es eine sportliche PISA-Studie geben.Fast alle Nationalräte haben sich übrigens für die Aktion "Tägliche Turnstunde" http://www.turnstunde.at ausgesprochen, die meisten sollen sogar selbst unter den bisher 72.000 Unterzeichnern sein.Warum die tägliche Bewegungseinheit in der Schule dann nicht auch gleich beschlossen werden kann, ist also ein Rätsel.Und Rätsel gibt es viele in der selbst ernannten Sportstadt Wien. Zum Beispiel: Wo werden die Schwimmer trainieren, wenn das Stadthallenbad eine skandalöse Baustelle bleibt?Gut, demnächst kommt eine Ski-WM in Schladming. Danach kann man alle Missstände wieder ein paar Jahre schönreden. 

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