Wenn der Gründer-Druck zu groß wird

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Und dann, in ein paar Jahren? Werden viele GründerInnen mit ihrem Unternehmen gescheitert sein...

von Mag. Sandra Baierl

Wer gründet, braucht viel Realismus

Initiativen für Start-ups gibt es sonder Zahl. Das Pioneers-Festival macht viel Show rund um Start-ups. Die Wirtschaftskammer drängt zum Gründen, ihre Unterorganisation Junge Wirtschaft ebenso. Business Angels gehen auf Bühnen, um für die Start-up-Szene zu werben. Das Wirtschaftsministerium wünscht sich eine neue Gründerzeit. Jetzt propagieren auch die Universitäten: Studierende, macht euer eigenes Ding und gründet (siehe Seite 23).

Da ist also viel Druck, viel Drängen von allen Seiten. Mehr Gründungen sollen gleich mehrere Probleme lösen: die fehlenden Jobs kompensieren, weil viele Unternehmen keine guten Stellen mehr bieten können; Österreich als cooles Unternehmerland darstellen; die Innovationskraft verbessern.

Chance zu Scheitern: groß

Und die Jungen selbst? Sie haben die Erfolgsgeschichten von Zuckerberg oder Bezos vor Augen und lassen sich gern verleiten. Anfang 20 und von der Universität kommend, oder noch jünger und gerade aus der Schule, träumen sie vom großen Durchbruch, vom schnell wachsenden Unternehmen und von satten Gewinnen.

Und dann, in ein paar Jahren? Werden viele GründerInnen mit ihrer Unternehmung gescheitert sein (aber auch das wird gerade "in"). Wird es viele ernüchterte junge Menschen geben, die ihren Mut, ihr Geld, ihren Enthusiasmus verspielt haben. Denn Gründen ist hochriskant, die Wahrscheinlichkeit zu scheitern groß.

Wobei das kein Plädoyer gegen das Unternehmertum an sich sein soll. Sondern gegen den größer werdenden Druck, sich selbstständig zu machen. Was den Jungen fehlt, sind Jahre in der Wirtschaftswelt, sind Kontakte, Netzwerke, Erfahrungen und ein Anfangskapital, das ihre Existenz sichert. Wer das aufweisen kann, soll gründen. Die anderen brauchen mehr Einblick in die Realität.

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