Volle Anerkennung

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Was die Lehre nicht braucht, ist das Gezerre von allen Seiten.

von Mag. Sandra Baierl

über die Lehre

Die Lehre wird hochgelobt und gescholten.

Wenn die österreichischen Fachkräfte bei den EuroSkills und WorldSkills Goldmedaillen holen und die Besten der Welt sind; wenn andere Länder sich für das österreichische Modell Lehre interessieren und es sogar kopieren wollen; wenn die Statistik zur Jugendarbeitslosigkeit vorgelegt wird und Österreich gut abschneidet – dann ist die Lehre das Aushängeschild für ein ganzes Land.

Wenn aber die Berufsentscheidung mit 15 für die höhere Schule und gegen einen Lehrberuf getroffen wird, weil Letzterer nicht chic genug ist; wenn die Betriebe sich aus der Lehrlingsausbildung zurückziehen; wenn die Qualität der Ausbildung und der Jugendlichen kritisiert wird – dann wird die Lehre entwertet wie keine andere Ausbildungsform.

Ja, die Lehre hat ein Imageproblem, mittlerweile seit Jahrzehnten, und vornehmlich in der Stadt, wo Handwerk und Produktionsbetriebe kaum noch zu finden sind. Ja, die Qualität der Ausbildung, der Berufsschulen, muss nach oben gedreht und modernisiert werden. Dazu gehört auch, dass man jene Betriebe fördert, die in die Zukunft der Jugendlichen (und in ihren eigenen Fachkräftenachwuchs) investieren und eine Lehrlingsausbildung überhaupt anbieten.

Was die Lehre nicht braucht, ist das Gezerre von allen Seiten. Sie ist eine wichtige Ausbildungs- und Beschäftigungsform für Jugendliche (knapp 40 Prozent wählen Karriere mit Lehre), sie ist das viel zitierte Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, weil sie fähige, gut ausgebildete Fachkräfte hervorbringt.

Es ist Zeit für einen Kurswechsel: ermutigen wir unsere Kinder (auch die mit den guten Noten), einen Beruf zu lernen. Zeigen wir ihnen, wie weit man es im Handwerk bringen kann und dass dieser Karriereweg nach oben offen und chancenreich ist. Und geben wir Fachkräften endlich wieder die Anerkennung, die sie immer schon verdient haben.

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