Können Sie die Frage bitte wiederholen?

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Das Bewerbungsgespräch: Für Bewerber ist es Vorstellung, Prüfung, Selbstvermarktung, Verteidigung.

von Mag. Sandra Baierl

Das Jobinterview und die Grenzen des Anstands

Jobinterviews sind ein Ausnahmezustand. Für Bewerber sind sie Vorstellung, Prüfung, Selbstvermarktung, Verteidigung. Ihr Verlauf ist uneinschätzbar, die Gegenseite (Firmenboss, Personalverantwortliche, Abteilungsleiter oder alle drei) ist unbekannt, von freundlich wohlwollend bis unangenehm verhörend ist alles drin. Das macht diese Zusammentreffen so schwierig.

Erschwerend hinzu kommt die Hierarchie: Die eine Seite vergibt den Job, wählt aus aus einer Vielzahl an Kandidaten. Die andere ist vorstellig, würde und hätte gerne, ist in einer Art Bittstellerrolle. Das Ziel wäre es, ein unaufgeregtes, fachliches Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Das gelingt nur selten, weil dafür viel passen muss: die Chemie zwischen den Gesprächspartnern, die generelle Eignung des Bewerbers, die Eignung der Firma, die beiderseitigen Erwartungen von Gehalt, Arbeitsplatz, Rahmenbedingungen.

Selbstbewusst und Stopp

Für Bewerber gilt: Wer vorstellig wird, muss vorbereitet sein. Auf die Firma (wer ist sie, was tut sie, wie ist sie in der Branche aufgestellt, wer ist die Konkurrenz, was braucht das Unternehmen?) und auf sich selbst: Wer bin ich, was kann ich, wo liegen meine Stärken und Schwächen, wieso bin ich ein guter Kandidat für diesen Job? Und: Ziehen Sie schon vorher Grenzen: Welche Fragen sind okay und wie reagiere ich darauf? Ab wann geht die persönlich Fragerei zu weit und wie reagiere ich dann? Die Antworten kann man konkret vorbereiten und üben. Wenn’s richtig unangenehm wird, ein Tipp einer Richterin: Kontern Sie höflich mit "Können Sie diese Frage bitte wiederholen, damit ich sie mir genau aufschreiben kann?" In den meisten Fällen ändert der Interviewer in diesem Moment seinen Kurs, zieht die Frage wahrscheinlich sogar zurück. Denn auf das dünne Eis eines dokumentierten Berichts will sich dann nicht einmal der ungute Personalchef einlassen.

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