Keiner macht in den Augen der anderen beim Kinderthema irgendwas richtig – aber alle haben ihre eigene Weisheit.

von Mag. Sandra Baierl

Ideologiegeladene Kinder-Karenz-Karriere-Sache

Debatten über die Elternschaft sind mitunter hart. Keiner macht in den Augen der anderen beim Kinderthema irgendwas richtig – aber alle haben ihre eigene Weisheit. Die Toleranz in der Gesellschaft für die unterschiedlichen Kinder-Karenz- und Familienmodelle ist erschreckend gering. In einer Zeit der Vielfalt. Weil hier Ideologien reinspielen, verbohrte gesellschaftliche Ansichten hartnäckig bestehen, gekränkte Elternseelen irgend etwas kompensieren müssen. Jedenfalls wird scharf geschossen – auf Karrierefrauen, die zu früh wieder arbeiten, und auf Karenzväter, die dann doch zu wenig Auszeit fürs Kind nehmen, auf Vollzeitmamas, weil sie den Job vergessen, der mal wichtig war, und auf Managerpapas, die ihre Kinder nur am Wochenende erleben. Vollzeitmütter verstehen Teilzeitmütter nicht, und umgekehrt. Manager schütteln den Kopf über Karenzväter. Kinderlose sind für Eltern sowieso ahnungslos.

Denken wir einmal anders, gehen wir von der besten Annahme aus und geben wir einer Modellvielfalt Platz. Dann könnte man es auch so sehen: Jede Mutter und jeder Vater will das Beste fürs Kind. Eltern versorgen ihr Kinder – inhaltlich, organisatorisch und finanziell – nach bestem Wissen. Die Zeit und der Aufwand, den jeder Elternteil betreibt, ist gut überlegt und an die Bedürfnisse der Familienmitglieder angepasst. Das alles kann auf viele verschiedene Arten gemacht werden – und jede Art, von Vollzeit- bis Teilzeit, von Eigen- bis Fremdversorgung, hat ihre Vorteile und Nachteile. Ein solches Denken würde unkonventionelleren Zugängen zu Kindern, Karenz und Arbeit eine Chance geben. Und es würde den Druck auf die Eltern nehmen. Was die nicht brauchen, ist, auch noch Rechenschaft vor Fremden ablegen zu müssen.

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