Es nervt – und wir müssen weiternerven

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Warum rosa Gebäude her müssen, auch wenn wir sie nicht mehr sehen wollen

von Mag. Sandra Baierl

über lästige Frauenthemen

Am Mittwoch war Equal Pay Day und niemand hat’s bemerkt. Wenn Sie nicht in Frauenfragen firm sind, ist Ihnen wahrscheinlich sogar der Begriff ungeläufig. Kurzinfo: Frauen verdienen weniger als Männer, diesem Umstand wurde am 19. 3. gedacht – und wird es auch noch in dreißig Jahren, denn die Annäherung der Frauengehälter an die der Männer läuft schleppend.

Die Häuser wieder rosa färben

Das gesellschaftliche Desinteresse gegenüber Frauenthemen ist bemerkenswert. Vor ein paar Jahren noch hat man an Frauentagen Gebäude rosa beleuchtet, Medien haben sich ein Mascherl umgebunden, es wurde zelebriert. Diese Aufmerksamkeit ist dahin, das Thema nervt – es nervt Männer und sogar die Frauen selbst. Weil nichts weitergeht, sich wenig verändert, weil Resignation und Unverständnis mitschwingt, vielleicht auch Konkurrenz.

Das ist umso bemerkenswerter, weil es sich bei den vermeintlichen Frauenfragen um gesamtgesellschaftliche Themen handelt, die die ganze Familie und damit auch die Männer treffen: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Gehaltsdiskrepanz, Teilzeitarbeit, Elternteilzeit, Frauen in Führungspositionen, der Wiedereinstieg nach der Kinderauszeit, der Mangel an guten Betreuungsplätzen, die Pflege von Angehörigen, die ungenützte Männerkarenz – all das geht Frauen und Männer, Arbeiterinnen und Arbeiter, Managerinnen und Manager gleichermaßen an. Eigentlich.

Denn am Ende werden die Bemühungen um eine faire Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit beinhart von der Realität ausgehebelt. Am Ende hat er den Vollzeitjob, das Geld, die Macht und sie arbeitet Teilzeit, hat die Kinder, pflegt die Oma. Das war schon immer so und wird es auch bleiben, wenn Frauen nicht weiter um Gleicher-Stellung kämpfen. Weshalb die rosa gefärbten Gebäude wiederkehren müssen, auch wenn wir sie schon nicht mehr sehen wollen.

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