Elternzeit: Umdenken im Silicon Valley

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Mutter Mayer macht nicht davon Gebrauch, was Chefin Mayer eingeführt hat.

von Mag. Sandra Baierl

Ein Hauch von Kulturwandel in den USA

Berufliche Auszeiten für Eltern sind in den USA unüblich, angemessener Mutterschutz oder gesetzliche Karenzzeiten quasi inexistent. Yahoo-Chefin Marissa Mayer zeigt gerade, wie der amerikanische Zugang zum Kinderkriegen aussehen kann: Sie erwartet Zwillinge und will durcharbeiten, sagt sie in ihrem Blog. Das hat schon bei ihrem ersten Kind funktioniert, jetzt "gibt es viel zu tun, für meine Familie und für Yahoo. Beides wird harte Arbeit und umsichtige Prioritätensetzung erfordern."

Tech-Konzerne wollen’s anders

So weit, so verbreitet am Kontinent der unbegrenzten Möglichkeiten. Interessant ist, dass sich in den High-Tech-Unternehmen des Silicon Valley, just in der Branche, die als nahezu arbeitssüchtig gilt, eine Gegenbewegung zeigt. Ein Konzern nach dem anderen weitet die Elternzeit aus. Nicht zuletzt Yahoo selbst: Schon 2013 führte es 16 Wochen bezahlten Mutterschutz ein, dazu gibt es 500 Dollar Babygeld. Netflix erlaubt Eltern neuerdings ein Jahr Jobpause, Microsoft führt ab November zwölf Wochen voll bezahlten Elternurlaub ein, Google gewährt Müttern 18 Wochen bezahlte Elternzeit, Twitter hat den bezahlten Mutterschutz auf 20 Wochen aufgestockt.

Warum die Tech-Konzerne das machen? Die neue Generation junger Chefinnen und Chefs denkt anders über das Elternsein. Zudem: Sie verlangen ihren Mitarbeitern alles ab, die Elternzeit ist im Gegenzug ein gern gegebenes Incentive. Dazu die praktischen Überlegungen: Konjunktur und Arbeitsmarkt ziehen in den USA gerade wieder an, die Tech-Chefs wissen, dass sie viel tun müssen, um ihre Mitarbeiter nicht zu verlieren. Gute Arbeitskräfte sind im Silicon Valley rar.

Dass Mutter Mayer nicht Gebrauch davon machen will, was Chefin Mayer eingeführt hat, wird in den US-Medien stark kritisiert. Amerika ist auch das Land der unbegrenzten Widersprüche.

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