Die Teilschuld der Frauen

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Wer sich konsequent weigert, darf sich nicht wundern, nicht dabei zu sein.

von Mag. Sandra Baierl

über 50:50 und Dabeisein

Man fragt Männer um ein Interview und kriegt sofort ein "Ja, gern". Man fragt Frauen und kriegt ein zögerliches "Darüber muss ich nachdenken".

Man lädt Männer zur Podiumsdiskussion und sie kommen; man lädt Frauen ein und erhält eine Absage nach der anderen.

Man nimmt Männer als Vortragende in die Kartei auf und sie freuen sich über jegliche Auftrittsangebote. Man nimmt Frauen in dieselbe Kartei auf und bekommt als Bedingung dazu: nur tagsüber verfügbar, abends nie.

Wir, die Redakteurinnen der KURIER Karrieren und die KollegInnen aus den anderen Ressorts, sind gewissenhaft dahinter, Frauen und ihre Geschichten in die Zeitung zu bekommen. Aber es gelingt uns seit vielen Jahren nicht so, wie wir es gerne hätten. 50:50 nämlich. Weil Frauen oft "lieber nicht in den Medien sind", "nicht genügend Zeit für die Vorbereitung haben" und – nach eigenen, bescheidenen Angaben, "nicht die Richtigen für dieses Thema sind."

Spiele das Spiel

Womit wir bei einer Teilschuld der Frauen selbst sind: Wer sich konsequent weigert, darf sich nicht wundern, in den Medien und auf den Podien dieser Welt nicht vertreten zu sein.

Deshalb hier, von einer, die nicht selten die einzige unter vielen Männer ist: Es ist mitunter schauderhaft, wie Männer improvisieren, sich in Szene setzen, mit viel Lärm um wenig. Und es ist Zeit, dass Frauen zeigen, was sie können. Nicht nur still und versteckt, sondern für alle sichtbar auf den Bühnen dieser Welt. Denn Männer-Podien schauen nicht nur nicht gut aus. Nehmen sich Frauen selbst aus dem Spiel, verbauen sie sich alle Chancen, im großen Wirtschaftszirkus eine ernsthafte Rolle zu spielen.

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