Die Entwertung der Arbeitskraft

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Wenn Maschinen zur Konkurrenz werden, muss der Mensch seine Arbeitskraft immer günstiger anbieten.

von Mag. Sandra Baierl

Strukturwandel, erste Runde

Wieder keine gute Woche für den österreichischen Arbeitsmarkt. Die Handelskette Zielpunkt meldet Konkurs an, 2500 Mitarbeitern droht der Jobverlust. Laut einer aktuellen Studie sieht die Lage in den österreichischen KMU auch nicht gut aus. Jeder fünfte Betrieb hat heuer bereits Personal abgebaut, ein Viertel will in den nächsten Monaten reduzieren und Jobs streichen.

Gnadenloser Strukturwandel

Diese Meldungen sind direkte Folgen eines massiven Strukturwandels, der Wirtschaft und Arbeitsmarkt direkt trifft. Rationalisierung und Digitalisierung vernichten Jobs. Die Arbeitslosigkeit steigt deshalb – und wegen der schlechten Konjunktur und des hohen Zuzugs – seit Jahren (kein Ende in Sicht). Wenn das Angebot an Arbeitskräften groß ist, drückt das wiederum die Einkommen. "Lässt man Mensch und Maschine miteinander konkurrieren, muss der Mensch seine Arbeitskraft immer günstiger anbieten", sagt Gründer Michael Bohmeyer im Interview in dieser Karrieren-Ausgabe. Die Folge ist eine Entwertung von Arbeit. Viele Jobsuchende und Umsteiger müssen ihre Gehaltsvorstellungen massiv reduzieren, sich mit bis zu einem Viertel weniger abfinden. Da hilft auch die gute Ausbildung oder die jahrelange Erfahrung nichts. Letztere wendet sich sogar gegen einen, wenn man die 50 übersteigt und sich besonders billig verkaufen muss, um noch genommen zu werden. Junge Jobanfänger wiederum müssen sich mit den gleichen Gehältern wie vor zehn Jahren abfinden.

Die ganze Tragik der Geschichte nimmt aber gerade erst ihren Anfang, wird sich in ihrer vollen Ausprägung in den kommenden Jahren zeigen. Denn an dieser Stellschraube – Rationalisierung, niedrige Bezahlung – ist nicht unendlich lang zu drehen. Was wird passieren, wenn sich die Menschen nichts mehr leisten können und sich der Staat die Menschen nicht mehr leisten kann?

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