Bettelmann trifft Great Gatsby

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Der soziale Status der Kinder hängt von den Eltern ab. Das Hinaufarbeiten wird immer schwieriger.

von Mag. Sandra Baierl

Ungleichheiten und Verschärfungen

Woher The Great Gatsby, undurchsichtiger Geschäftsmann mit geheimnisumwitterter Herkunft, sein unermessliches Vermögen hatte, ist nicht genau beschrieben. Er dürfte aber einen schönen Start in die Welt gehabt haben, in eine gut situierte Familie, vielleicht sogar eine Ausbildung in Oxford. F. Scott Fitzgerald schrieb den Roman 1925, er war reine Fiktion.

2011 analysierte Ökonom Alan Krueger die reale Welt. Er entwickelte eine Kurve, die zeigt, wie der soziale Status von dem der Eltern abhängt. Konkret zeigt die Great Gatsby Curve die Wahrscheinlichkeit, mit der Kinder ihren wirtschaftlichen Status über den der Eltern anheben können. In Ländern mit großer Ungleichheit (USA, UK, Italien) ist das weniger wahrscheinlich als in Ländern mit eher gleicher Wohlstandsverteilung. Status und damit Ausbildung, Einkommen und Aufstieg werden also vererbt, das wurde damit wissenschaftlich belegt.

In die falsche Richtung

Obwohl Österreich eines der egalitärsten Länder der Welt ist, hat die Ungleichheit seit den 90ern zugenommen. Der Arbeitsmarkt hat sich strukturell verändert, es gibt weniger Fixanstellungen und mehr Unsicherheiten. Die Netto-Einkommen jüngerer Menschen sind in den vergangenen 13 Jahren um zehn Prozent gesunken, während die der Älteren gleich geblieben sind. Der Zugang zu Bildung ist restriktiver. Insgesamt wurde das Umverteilungssystem des Staates zurückgefahren.

Alles keine guten Entwicklungen, denn Ungleichheit ist ein Wachstumshemmer. Arme Teile der Bevölkerung haben immer weniger Chancen, können immer weniger in Bildung investieren, ihre Einkommen sinken und damit ihr Konsum und ihre gesellschaftliche Teilhabe. Das erzeugt soziale Spannungen. Eine gute Strategie für eine gute Zukunft muss alle Menschen inkludieren – vor allem die, die weniger haben.

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