Arbeit macht nicht mehr reich

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Vielleicht geht es künftig viel mehr darum, Zeit fürs Leben zu haben.

von Mag. Sandra Baierl

Der Job ist nicht mehr alles.

Und wieder stieg die Zahl der Arbeitslosen in Österreich. Aktuell sind 354.639 Menschen ohne Job.

Kritische Stimmen behaupten, dass sich dieser negative Trend in Zukunft noch weiter verschärfen wird. Es gibt künftig zu wenig Arbeit für zu viele Menschen in Europa, sagt der Soziologe Richard Sennett in einem Interview in Die Zeit. In diesem Zusammenhang wird auch ein Umverteilungsproblem gesehen: Arbeit gebe es zwar prinzipiell, aber sie ist ungerecht verteilt. Einige Menschen arbeiten bis zum Umfallen. Andere, vor allem gering Qualifizierte, finden keine Jobs mehr und sind arbeitslos. Zudem ist die Arbeitsverteilung in Europa völlig ungleich aufgeteilt. Im Norden gibt es die stark laufenden Marktwirtschaften mit relativ geringer Arbeitslosigkeit, im Süden die gegenteilige Welt mit extrem hoher Arbeitslosigkeit.

Die neue Umverteilung

Sennett plädiert für eine bessere Verteilung, nicht nur innerhalb Europas sondern auch innerhalb eines Landes. Für ihn liegt der Schlüssel im Reduzieren der Arbeitszeit. Würden die Menschen in Teilzeit arbeiten, wäre die Welt eine ausgeglichenere. Wohlstand und Einkommen wären dann gleicher verteilt, sozialer Frieden die gute Folge.

Ob weniger Arbeit auf einen Konsens trifft? Den derzeit auf Hochtouren arbeitenden Menschen würde dann das Extrageld fehlen, das sie für ihren extraschönen Lebensstil brauchen. Auf der anderen Seite ändern sich die Bedingungen für die Jungen und damit auch deren Einstellung zur Arbeit. Thomas Piketty hat vor Kurzem erklärt, mit Arbeit könne man sowieso nicht mehr reich werden. Für die Jungen sind Status und dessen Symbole also immer weniger erreichbar. Und auch etwas, das sie nicht um jeden Preis anstreben. Womit sich auch der Begriff "reich" relativieren könnte. Vielleicht geht es künftig viel mehr darum, Zeit fürs Leben zu haben.

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