Kasachische Millionen in St. Marx

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Die Stadt lässt jetzt prüfen, der KURIER wurde bereits fündig: Wer hinter dem privaten Partner des Mediencenters in St. Marx steht.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Es ist eines der Prestige-Projekte der Stadt Wien. Österreichs größ­tes Medienzentrum, 40.000 Quadratmeter in drei Objekten auf dem Gelände der ehemaligen Schlachthöfe. Die Idee gehe weit über das Errichten von "perfekter Infrastruktur" hinaus, preist sich das Media Quarter Marx MQM an. Kreative Köpfe sollen dort lukrative Netzwerke bilden. Ein höchst kreatives Netzwerk ist in St. Marx schon geknüpft worden – auf Eigentümerebene.

Wien zog das Projekt als Public Private Partnership auf. 40 Prozent hält die Stadt über ihre Technologieagentur ZIT. Über den privaten Mehrheitseigentümer, die VBM Beteiligungsmanagement, wird viel gerätselt. Denn die Standortdiskussion über den ORF rückt auch das Media Quarter ins Rampenlicht. Übersiedelt der ORF, wie Wiens Bürgermeister Michael Häupl gerne hätte, in die unmittelbare Nachbarschaft, würde das Mediencenter enorm aufgewertet. Der ORF nebenan, den man auch servicieren könnte, das wäre schon was. ORF-General Alexander Wrabetz findet derzeit allerdings für einen Neubau an der Südosttangente keine Mehrheit im Stiftungsrat.

 

Ungereimtheiten

Kasachische Millionen in St. Marx

Als die ersten Ungereimtheiten über die VBM auftauchten und Indizien auf den umstrittenen kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev hinwiesen, empörte sich Häupl über "wirtschafts- und standortfeindliche Gerüchte". Inzwischen ist man im Rathaus um Aufklärung bemüht und beauftragte die Consultatio mit einer Prüfung.

Die beiden Geschäftsführer der VBM, der Ex-Croupier Christian Bodizs und der vormalige Tennishallenbetreiber und Versicherungsverkäufer Andreas Lenzinger , werden Erklärungsbedarf bekommen. Bodizs sowie Lenzingers Ehefrau ( siehe Grafik ) sind zwar im Firmenbuch als Eigentümer der VBM ausgewiesen. Die A.V. Maximus Holding führt die VBM in ihrer Bilanz allerdings als hundertprozentige Tochter. Was der Wirtschaftsprüfer der Maximus dezidiert bestätigt. Einzige plausible Erklärung: Bodizs und Lenzinger fungieren trotz aller Dementis als Treuhänder für die Maximus?

 

Ausflug nach Malta

Kasachische Millionen in St. Marx

Wer jedoch steht hinter der geheimnisvollen Maximus? Aliyev seit 2007 nicht mehr, beteuert sein Anwalt. Die Consultatio-Prüfer werden wohl einen Ausflug nach Malta, dem derzeitigen Aufenthaltsort Aliyevs, machen müssen. Auf der steuergünstigen Mittelmeer-Insel findet sich des Rätsels Lösung.

Das Magazin maltatoday berichtete jüngst ausführlich über Aliyev, darunter auch über dessen erbitterten Rechtsstreit mit seinem ehemaligen maltesischen Anwalt Pio Valletta. Der fordert 1,5 Millionen Euro für seine Dienste ein.

Dem KURIER liegen die Akten aus dem Gerichtsverfahren in Malta vor, die ganz klar zu Aliyevs Ehefrau Elnara Shorazova führen. Am 15. März 2012 plauderte die Gattin vor dem Zivilgericht ausführlich und offen über die karibische A + P Power Holding , die Letzt-Eigentümerin der Maximus.

Dr. Valletta sei ihr von österreichischen und Schweizer Anwälten empfohlen worden. Nachdem man Aufenthaltsgenehmigung und den Wohnsitz in Malta geklärt habe, wurde mit dem Anwalt über die Gründung einer maltesischen Gesellschaft diskutiert. Malta habe schließlich "such an attractive taxation system" (attraktives Steuersystem) und nach verschiedenen Erfahrungen in europäischen Ländern bevorzuge sie, Eigentum in einer unabhängigen Gesellschaft zu haben. Valletta wurde gefragt, wie man eine Gesellschaft gründen könne und ob er den Direktor abgeben würde.

Treuhandvertrag

Sie habe den Anwalt dann gefragt, ob man die Gründung nicht beschleunigen könne. Wenn sie das wünsche, könne man eine bestehende Gesellschaft übernehmen, beschied Valletta. Was so auch passiert sein dürfte. Denn Shorazova meinte, die Gesellschaft sei nicht speziell für sie gegründet worden, "but at the end it is my company now". Aliyevs Gattin erklärt dann nochmals dezidiert, Valletta habe diese Firma für sie gekauft.

Valletta war ursprünglich, gab Shorazova zu Protokoll, der Aktionär und alleinige Direktor. Im Juli 2010 sei vereinbart worden, dass Shorazova als Aktionärin und Direktorin in der Karibik und als Direktorin in Malta auftreten solle. Ob das dann auch umgesetzt wurde, wisse sie nicht mehr, sie habe derzeit keine Dokumente.

 

Auf die Nachfrage, ob sie angenommen habe, Allein-Aktionärin zu sein, beteuerte die Befragte: "Yes, yes."

Neben der Einvernahme findet sich im Akt ein weiteres interessantes Dokument, der Treuhandvertrag zwischen Shorazova und Valletta. Shorazova deklariert sich darin als wirtschaftliche Eigentümerin und erklärt Valletta zum Treuhänder. Angehängt ist die Liste der davon betroffenen drei Firmen, alle mit Sitz in der Karibik, darunter auch die A + P Power Holding.

Es wird spannend, wie die Stadt Wien reagiert. Die hatte bei der Gründung des Media Quarters noch einen renommierten Partner, den ehemaligen Notenbank-Präsidenten Adolf Wala. Der war allerdings bald wieder aus der VBM ausgestiegen.

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