Das Ende der Ewigkeitsgasse

Marco Weise

Marco Weise

Unkommerzielle Räume der Begegnung sind nicht vorgesehen.

von Marco Weise

über kurzsichtige Stadtplanung und den Kunstraum mo.ë

Als ich mich im Rahmen meiner Diplomarbeit über temporäre Leerstandsnutzungen im damals erst am Anfang befindlichen Kunstraum mo.ë in der Thelemanngasse 4 mit Verantwortlichen über die Nutzung, den Mietvertrag und Ziele unterhalten habe, war wohl allen Beteiligten klar, dass das Projekt mit einem Ablaufdatum versehen ist. Das war im Jahr 2010. Und nun ist es so weit: Der Kunst- und Kulturverein, der einst die Räume der ehemaligen k. u. k. Orden- und Medaillenfabrik Mandelbaum entrümpelte, das baufällige Gebäude immer wieder dürftig sanierte, muss ausziehen. So will es der Eigentümer Vestwerk. Entstehen sollen nun hochpreisige Loftwohnungen. In jenem Haus, in dem einst der Literat Frederic Morton, 1924 als Fritz Mandelbaum in Hernals geboren, seinen Roman „Ewigkeitsgasse“ schrieb, der bei der Aktion „Eine Stadt, ein Buch“ (2002) gratis verteilt wurde. Aber von Ewigkeit will Wien jetzt nichts mehr wissen, und überlässt dem Immobilienentwickler das Spielfeld, der aus dem Gebäude den meisten Profit holen möchte. Unkommerzielle Räume der Begegnung, an denen sich Menschen austauschen und ausprobieren können, sind da nicht vorgesehen. Ein Problem.

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