Fettbemme mit Kren drauf

Das Leben ist keine Kinderjause.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Das Leben ist keine Kinderjause.

von Guido Tartarotti

über die peinlichen Namen der Backwaren.

Falls Sie sich auch manchmal fragen, warum die Backwaren in letzter Zeit so peinliche Namen bekommen: Ich glaube, um uns zu demütigen. Wer schon in aller Früh gezwungen ist, entweder zu verhungern oder Begriffe wie „Aboriginesweckerl“ oder „Biobergzwerg“ in den Mund zu nehmen, der weiß: Das Leben ist keine Kinderjause, es hört sich nur manchmal so an.

Kein erwachsener Mensch sollte gezwungen sein, „bitte einen Gemüsefelix, zwei Hit Fit und einen Banana Muhh“ zu sagen. Wenn man „Erdäpfelkorni“ sagt, dann schaut man drein, als wäre man zu heiß gebadet worden. Das ist würdelos. Wahrscheinlich ist deshalb das bei uns meistgekaufte Backprodukt das „Soa-Weckerl“ wie der geschätzte Kollege Erich Kocina von der Presse einmal ausführte: „Ich nehm’ soa Weckerl.“ Das ist reine Notwehr, um nicht „Sportkerni“ sagen zu müssen (wird vielleicht umbenannt auf „ein Kanzler“).

Manchmal denke ich mir: Vielleicht wäre das der ideale Beruf für mich gewesen. Produktnamenerfinder. Unlängst hatte ich Hunger, fand aber in meiner Küche nur Brot, Schmalz und Kren vor. Also machte ich mir ein Schmalzbrot mit Kren drauf, und nach langem, intensiven, kreativen Nachdenken nannte ich es „Schmalzbrot mit Kren drauf“. Genial. (Für die Generation Nahrungsmittelintoleranz: Schmalz schmeckt großartig, vor allem, wenn Grammeln drin sind. Allerdings besteht es aus reinem Fett mit reinem Fett drin und verursacht jene leicht zwickenden Blähungen, die unter Jüngern der Gesundheitsreligion als sicheres Zeichen des nahenden Todes gelten. Hat man versehentlich Schmalz gegessen, muss man eine Woche lang ununterbrochen laufen und dabei laktosefreies Wasser trinken, sonst verliert man soviel Lebenserwartung, dass man schon vor seiner Geburt verstirbt.)

In Ostdeutschland heißt Schmalzbrot übrigens „Fettbemme“, was ich für ein großartiges, vielfältig einsetzbares Wort halte. Hört man „Fettbemme“, sollte man grundsätzlich mit „selber!“ antworten.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" hat am 2. September im Niedermair in Wien Premiere. Nächste Vorstellungen am 22. September und 25. Oktober, jeweils im Theater am Alsergrund.

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