Wie die Drittgereihte Burg-Geschäftsführerin wurde

Der Bericht des Rechnungshofs über das Burgtheater - 3. Teil
Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Man war von Stantejskys Fähigkeiten nicht überzeugt.

von Thomas Trenkler

über das Bestellungsverfahren:

Im März 2014, nachdem der Finanzskandal öffentlich bekannt geworden war, feuerte der damalige Kulturminister Josef Ostermayer den Burgtheaterdirektor und Co-Geschäftsführer Matthias Hartmann. Zudem beauftragte er den Rechnungshof mit einer Prüfung. Gegenstand der Untersuchung waren die Geschäftsjahre 2008/’09 bis 2013/’14. Denn am 1. September 2008 hatte Silvia Stantejsky, der Bilanzfälschung vorgeworfen wird, ihren Job als kaufmännische Geschäftsführerin angetreten.

Doch die Geschichte beginnt früher. Weit früher. Die Verträge von Direktor Klaus Bachler und Geschäftsführer Thomas Drozda, seit letzter Woche Kulturminister, liefen bis zum Herbst 2009. Doch am 18. Dezember 2007 gab die Stadt Wien bekannt, dass Drozda mit 1. Juli 2008 Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien werde. Es brauchte daher ein Jahr vor der Zeit eine neue kaufmännische Leitung.

Im Jänner 2008 schrieb die Bundestheater-Holding den Posten aus; es bewarben sich 28 Personen, darunter Silvia Stantejsky. Die Betriebswirtin war von 1980 an im Burgtheater Leiterin des administrativen Betriebsbüros unter den Direktoren Achim Benning und Claus Peymann gewesen. Seit der Ausgliederung 1999 war sie Stellvertreterin von Drozda.

Die beigezogene Personalberatungsfirma war von Stantejskys Fähigkeiten nicht überzeugt: Nach Interviews mit den Bewerbern reihte sie Drozdas Stellvertreterin nur auf den dritten Platz (genau genommen 2b). Sie beschrieb die Eigenschaften der Kandidatin, so berichtet der RH, im Hinblick auf Führungsstil, Delegationsbereitschaft und Außenauftritt „nur eingeschränkt positiv“. Den auf den Plätzen 1 und 2a gereihten externen Bewerber hingegen wurden nahezu ohne Einschränkung positive Eigenschaften zugesprochen.

Im März 2008 setzte Georg Springer, der Chef der Holding, eine Bestellungskommission ein. Ihr gehörten Othmar Stoss, der engste Mitarbeiter von Springer, und Drozda, der Vorgesetzte von Stantejsky, an. Die Ergebnisse der Personalberatungsfirma waren dieser Kommission bekannt. Dennoch schlug sie einen Monat später Silvia Stantejsky als Kandidatin vor. Die Kommission begründete ihre Entscheidung damit, „dass das umfassende Anforderungsprofil von keinem anderen Kandidaten im vollen Ausmaß erfüllt“ worden sei. Und so wurde Mitte April 2008 Stantejsky ernannt – mit Zustimmung von Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ).

Das ausschlaggebende Kriterium war die „Kenntnis der einschlägigen Rechtsvorschriften, insbesondere des Arbeitsrechts und Sozialrechts sowie des Rechnungswesens“: Die Kommission hatte in ihren Gesprächen mit den Kandidaten die – laut RH – „allgemeine Frage gestellt, ob sie schon einmal in einem Theaterbetrieb mit dem österreichischen Arbeitsrecht zu tun hatten“.

Just dieses Kriterium war von der Personalberaterin nicht überprüft worden. Und just der deutsche Kandidat musste verneinen. Stantejsky aber antwortete mit „Ja“. Dass diesem „nur sehr allgemein überprüften“ Fakt die gleiche Bedeutung zugemessen wurde wie den anderen Kriterien, kritisiert der RH. Er empfahl, Kandidaten „nachvollziehbar auszuwählen“.

Die Bestellung hatte aber einen speziellen Grund, den der RH nicht wissen kann: Bachler intervenierte bei Schmied. Darüber im 4. Teil!

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